Arnstadt

Veröffentlicht am

Im Mai waren mein Mann und ich für einen Kurzbesuch in Arnstadt. Die Stadt hatte uns so gut gefallen, dass wir jetzt im Juni erneut nach Arnstadt gefahren sind, um mit deutlich mehr Zeit im Gepäck die Bachstadt zu erkunden.

Mit der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 704 ist Arnstadt die älteste Stadt Thüringens und eine der ältesten Städte Deutschlands außerhalb der römischen Siedlungsgebiete. Sie war bis zum 18. Jahrhundert eine Residenzstadt der Grafen von Schwarzburg-Arnstadt. Aus Arnstadt stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen der Thüringer Bratwurst (1404) und des deutschen Weizenbiers außerhalb Bayerns (1617).

Arnstadt gehört zu einer der fünf Thüringer Bachstädten. Der Kirchenmusiker und Komponist Johann-Sebastian-Bach (1685 bis 1750) wirkte hier in der „Neuen Kirche“ von 1703 bis 1707 als Organist. Die Kirche trägt seit 1935 seinen Namen.

Arnstadt besitzt in der Altstadt viele historisch wertvolle Häuser, die durch Hausnamen beschrieben werden, siehe dazu die Liste von historischen Häusern in Arnstadt. Ebenfalls erhalten geblieben sind viele alte Brunnen.

Auf dem Marktplatz befindet sich das 1985 aufgestellte Bachdenkmal. Es stellt den jungen Bach an einem Meilenstein lehnend dar. Tatsächlich gibt es keine gesicherten Porträts von Bach aus dieser Zeit und sein Aussehen ist deshalb fiktiv. 

Johann-Sebastian-Bach-Kirche

Die „Neue Kirche“ wurde 1676–1683 auf den Fundamentresten der 1581 abgebrannten St.-Bonifatius-Kirche als barocker Saalbau mit umlaufender, dreigeschossiger Empore errichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die „Oberkirche“ für Gottesdienste genutzt, jedoch hatte die Bevölkerung dort wegen der immer größeren Vereinnahmung dieser Kirche durch den Adel zunehmend weniger Raum.

Von 1703 bis 1707 hatte Johann Sebastian Bach hier seine erste Organistenstelle inne, gefolgt von seinem Cousin Johann Ernst Bach bis 1728. Die Bachkirche verfügt über zwei bedeutende Orgeln: die Wender-Orgel von 1703 und die Steinmeyer-Orgel von 1913. Im Juni 1703 prüfte der erst 18-jährige Johann Sebastian Bach die Wender-Orgel und nahm sie ab.

1935 wurde die „Neue Kirche“ zum 250. Geburtstag des berühmten Musikers in „Johann-Sebastian-Bach-Kirche“ umbenannt.

Liebfrauenkirche

Die Liebfrauenkirche ist eine evangelische Pfarrkirche in Arnstadt. Der im Wesentlichen im 12. und 13. Jahrhundert errichtete Bau gilt neben dem Naumburger Dom als wichtigster Kirchenbau der Übergangsphase von der Romanik zur Gotik in Thüringen. Der heutige Kirchenbau ist uneinheitlich und enthält mittelalterliche Bauteile aus unterschiedlichen Bauabschnitten. 

1978 erhielt die Kirche eine neue Schuke-Orgel mit 27 Registern, zwei Manualen und etwa 1900 Pfeifen, die aus klanglichen Gründen im Querschiff installiert und damit ein freier Blick auf die Westfront geschaffen wurde. Der Flügelaltar stammt aus dem Jahre 1498. Im nördlichen Nebenchor befindet sich die Grabkapelle der Grafen von Schwarzburg-Arnstadt. Die „Schöne Madonna“ aus Lindenholz wurde um 1415 angefertigt.

Oberkirche

Die Oberkirche in Arnstadt ist eine im 13. Jahrhundert errichtete ehemalige Franziskanerkirche. Seit 1538 wird sie von der evangelischen Kirchgemeinde Arnstadt genutzt.

Die auch Barfüßer genannten Franziskaner fanden in Arnstadt auf einer Anhöhe in der Altstadt einen Ort zur Errichtung einer Kirche und eines Klosters, welche 1266 erstmals urkundlich erwähnt wurden. 1498 erhielt die Barfüßerkirche einen kunstvoll geschnitzten gotischen Flügelaltar, der heute in der Liebfrauenkirche steht.

Nach Einführung der Reformation in Arnstadt 1533 wurde den Franziskanern 1538 eine kurze Bedenkzeit gewährt, sich zur Reformation zu bekennen. Diese schlugen sie jedoch aus und mussten dann das Kloster unter „großem Zorn“ räumen. 1539 fielen die Kirche an die Stadt Arnstadt und das Kloster an das Schwarzburger Adelsgeschlecht.

Da die St.-Bonifatius-Kirche (Vorgängerbau der Bach-Kirche) einem Stadtbrand 1581 zum Opfer gefallen war, wurde die ehemalige Barfüßerkirche, nun Oberkirche genannt, Hauptkirche der Stadt. Nach der barocken Ausstattung von Kanzel und Altar durch den Arnstädter Künstler Burchard Röhl kamen die 1624 die alte Kanzel und 1642 der gotische Altar in die Liebfrauenkirche, wo sie heute noch zu sehen sind. 1640 bis zu seinem Tod 1692 war Heinrich Bach Organist an der Barfüßerkirche. Mit dem von 1751 bis 1756 bzw. 1760 währenden Einbau einer neuen Orgel durch Johann Stephan Schmaltz ging eine Epoche wesentlicher Bautätigkeit zu Ende. 1902 erfolgte der Einbau einer neuen Orgel durch die Firma Wilhelm Sauer

Nach 1989 wurde die Kirche schrittweise saniert. Die historischen Ausstattungsstücke wurden nach der Mauerwerksanierung wieder an die ursprünglichen Stellen eingebaut. Weitere Gebäude des Klosters dienen heute der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Arnstadt als Diensträume, Wohnung und Gemeindezentrum. An der Südseite gibt es noch einen Binnenhof mit einem kleinen Kreuzgang, von dem aus die Konventsgebäude erschlossen sind.

Schlossruine Neideck und Schlosspark

Das Schloss Neideck ist ein ehemaliges Wasserschloss und heutzutage, bis auf den Schlossturm, nur noch als Ruine erhalten.

Das Schloss wurde zwischen 1553 und 1560 durch Graf Günther XLI. von Schwarzburg errichtet. Es entstand im Stil der Renaissance auf der Grundmauer einer Burg der Hersfelder Äbte, die bereits 1273 erwähnt wurde. Das Schloss Neideck wurde Sitz der Grafen von Schwarzburg-Arnstadt und Arnstadt damit zur Residenzstadt. 

Zwischen den Jahren 1620 und 1633 wohnte Caspar Bach, der Ahnherr der Arnstädter Bachlinie, mit seiner Frau und sieben Kindern als Hausmann und Türmer auf dem Neideckturm.

Als Fürst Anton Günther II. im Jahr 1716 verstarb, wurde die Residenz daraufhin nach Sondershausen verlegt und der Verfall der Schlossanlage setzte ein. 1779 stürzte das Schloss teilweise zusammen.

1998/1999 wurde der 65 Meter hohe Schlossturm restauriert und ist seitdem begehbar. Außerdem wurden in den letzten Jahren die Reste der Ruine freigelegt und gesichert. Vom Schlossturm aus hat man einen wunderbaren Rundblick über die Stadt und Umgebung. Der Eintritt beträgt 2 Euro.

Im benachbarten Neuen Palais, das 1729 bis 1735 als Witwensitz für die Fürstin Elisabeth Albertine von Schwarzburg-Sondershausen errichtet wurde, befindet sich das Schlossmuseum. Das heutige Landratsamt befindet sich in der Vorburg der Schlossruine Neideck.

Der Schlossgarten stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist von Naturstein-Mauerwerk eingefriedet. Im Schlossgarten befindet sich das Theater von Arnstadt. Aus einer fürstlichen Reitbahn entstanden, wird das Theater nach einem Umbau von 1842 regelmäßig für künstlerische Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Genres genutzt.

Arnstadt ist unbedingt eine Reise wert und eine der schönsten Städte Thüringens. Wir werden wiederkommen!

Zum Stöbern

Schafe

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert