Natur

Die Welt aus Hundesicht

Manchmal beneide ich meinen Hund.

Völlig ungeachtet aller Ereignisse dieser Welt steht er jeden Morgen schwanzwedelnd vor mir und freut sich über den bevorstehenden Spaziergang.

Natur

Seine Wünsche an einen gelungenen Spaziergang sind eher bescheiden…zu heiß sollte es möglichst nicht sein…und seitdem er älter geworden ist, mag er auch nicht mehr so gern im Regen spazieren gehen…;-).

Fakt ist, dass Hunde denken und planen können. Über solche Fragen, wie sich die Situation in der Türkei unter Erdogan weiter entwickeln wird oder ob die allgemeine Terrorgefahr in Europa statistisch denn nun gestiegen ist oder nicht, wird sich mein Hund während der Gassirunde aller Wahrscheinlichkeit nicht den Kopf zerbrechen. Eher wird er sich fragen, ob es am Ende der Runde wieder so eine leckere Kaustange gibt…

Leider bin ich kein Hund. Und so schießen mir so einige Fragen durch den Kopf, während ich durch die Natur streife…Was ist eigentlich mit den Opfern, die so einen Terroranschlag oder Amoklauf (schwerverletzt) überleben? Wie geht deren Leben weiter? Können sie irgendwann ihrem Beruf wieder nachgehen…oder ihre Ausbildung fortführen? Benötigen sie vielleicht jahrelang intensive medizinische Hilfe oder psychologischen Beistand? Sind sie für ihr Leben gezeichnet? Was ist mit den Opfern sexueller Gewalt? Stehen allen Opfern genügend Psychologen zur Verfügung…und ggf. Sozialarbeiter? Müssen womöglich die Opfer von Gewalt auch erst wieder in die Gesellschaft und ins Arbeitsleben integriert werden…? Gibt es dafür eigentlich auch Programme…? Oder gar Kurse…? Gar einen Integrationsbeauftragten der Bundesregierung…? Haben eigentlich auch Opfer eine Lobby…?

Mein Hund trottet währendessen unbeeindruckt weiter, schnüffelt mal hier, hebt dort sein Bein…

Hund

Manchmal beneide ich meinen Hund.

„Man spürt die Welt in allen Gliedern.“

 Wilhelm Busch

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KOMMENTARE:

Schafe

10 Antworten zu „Die Welt aus Hundesicht“

  1. Ich fürchte die Opfer haben keinerlei Lobby. Auch wenn sie womöglich ihre Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben, verschwinden sie aus dem Bewußtsein der Öffentlichkeit.
    Immerhin scheint sich im Vergleich zu früher einiges getan zu haben. Psychologen und Seelsorger sind – zumindest bei größeren Katastrophen – mit vor Ort. Aber das ist wohl nur ein kleiner Tropfen auf den heiße Stein.
    Ja, ich wäre auch manchmal gerne Hund.
    Liebe Grüße
    Jutta

  2. Tiere leben völlig im Jetzt und das ist tatsächlich beneidenswert. Uns Menschen bleibt nur, so viel Schönes wie möglich zu genießen und so mitmenschlich zu sein, wie es nur geht..
    Was Hilfe für Opfer anbetrifft … ich befürchte, so viele professionelle Helfende gibt es gar nicht, wie nötig wären …
    LG, Ingrid

  3. Das habe ich mir auch oft gedacht. Ist für sie gesorgt? Wird ihnen beigestanden?
    Ganz im Hier und Jetzt leben Hunde letztendlich nicht. Schließlich machen sie auch so ihre Erfahrungen und greifen aus der Erinnerung darauf zurück. Aber die sinnlosen Grausamkeiten sind ihnen fremd. Außer, sie werden negativ geprägt. Natürlich vom Menschen, von wem sonst?
    Liebe Grüße
    Andrea

  4. So viele (berechtigte) Fragen und keiner gibt Antworten!
    Da ist es gut, sich auf das Wesentliche, das Hier, Jetzt und Heute zu konzentrieren. Ein Spaziergang mit dem Hund, während dessen Du siehst, was alles um Dich herum lebt, geschieht, die Natur etwas genauer betrachtest, das ist die kleine Auszeit, die Du Dir wirklich gönnen solltest.
    Lieben Gruß
    moni

  5. Leider muss man deine Fragen wohl ziemlich klar und deutlich mit NEIN beantworten. Das OEG soll immerhin bis 2020 (!!!!) mal überarbeitet werden, ist halt wohl nicht so wichtig…..Und jeder Antrag dauert ewig bis zur abschließenden Bearbeitung.
    Tatsächlich eines der für mich schlimmsten politischen Themen, bei der leider in der Öffentlichkeit nicht so viel ankommt.
    Hach der Hund, wenn ich unseren so ansehe oder streichle, dann ist das auch Therapie.
    Liebe Grüße

  6. ich hätte in heutigen zeiten auch so manches mal gerne so einen „therapie“hund, der mich von meinen im kopf kreisenden gedanken ablenkt. oder ja, einfach nur hund sein…
    danke fürs archiv – freut mich sehr!!
    liebe grüße von mano

  7. wie schön dein Spaziergang..
    und schade dass du ih nicht richtig genießen kannst weil deine Gedanken nicht „frei“ sind
    ja.. da kann man einen Hund schon beneiden 😉

    ich weiß nicht ob genug für die Opfer getan wird..
    da man sie ja auch vor Medienrummel schützen möchte erfahren wir da wenig
    und so meint man es wird nichts oder zu wenig getan..
    aber ich denke schon dass da heute mehr als früher Seelsorger und Therapeuten vor Ort und auch später da sind
    für die Opfer von Gewalt ist auch der weiße Ring da..
    die Opfer erhalten Hilfe nach dem Bundesentschädigungsgesetz
    es gibt in einigen Städten und Gemeinden Traumaambulanzen..
    mich regt diese ausufernde Berichterstattung über diese Fälle langsam auf
    zu jedem kleinen Ermittlungsstand gibt es Presskonferenzen .. Sondersendungen.. Live Schaltungen ect.
    dadurch bleibt der Täter unnötig lange im Blickfeld
    eine knappere Berichterstattung würde durchaus reichen
    Neuigkeiten sind mit einer Minute in den Nachrichten gut aufgehoben
    das muss nicht jedemal eine halbe Stunde sein und alles wieder aufgewärmt werden..
    aber ich fürchte wir werden damit leben müssen 🙁

    trotzdem liebe Grüße und genieße deinen nächsten Hundespaziergang..
    Rosi

  8. Ja, die Vierbeiner kann man in diesen Momenten wirklich beneiden.
    Ich hoffe sehr, das es für die Opfer Hilfe gibt. Auch wenn ich nicht glaube, dass sie ein normales Leben führen können, denn immer wird die Angst im Nacken sitzen.
    Grübelnde Grüße
    Andrea

  9. Ist es nicht merkwürdig, dass gerade auf den Hunderunden sich all‘ diese Fragen und Ängste im Kopf herumtummeln? Bei mir ist es ebenso… oder, wenn es still ist im Garten und nur die Vögel zwitschern?! Herzlichst, Nicole

  10. Die Betroffenen entfallen leider am schnellsten dem kollektiven Bewusstsein.
    Dieses Jahr ist ein schlimmes Jahr.

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