Über Medien, die ihre Macht missbrauchen, hatte ich im September schon einen Artikel geschrieben.
Der Grad der Gleichschaltung ist bedenklich. Objektivität war gestern. Das Ausmaß an Hetze und Verleumdung wäre vor 10 Jahren so noch nicht vorstellbar gewesen. Man fragt sich zunehmend, wo eigentlich der eine oder andere Journalist der Öffentlich-Rechtlichen Medien sein Handwerk gelernt hat und ob es im Journalismus eigentlich noch so etwas wie einen Anstandscodex gibt. So mancher Journalist in Deutschland ist so fasziniert von der Größe der eigenen Moral, dass er bereit ist, für die Rettung der Welt eine faktenbasierte Berichterstattung zu opfern.
Doch es ist nicht nur die Überhöhung der eigenen Moral, die mittlerweile den Journalismus bestimmt. Mit den Wölfen zu heulen wird eher prämiert, als aus der Reihe zu tanzen, wie Germanistik-Professor Peter J. Brenner in seinem offenen Brief an die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen beschreibt.
„Wir preisen die offene Gesellschaft und verweigern die offene Diskussion.“
Monika Maron
Aber der Wandel eines faktenbasierten Journalismus zum Haltungsjournalismus ist noch nicht das Schlimmste. Besonders erschreckend ist die Zensur und Manipulation im Internet. Der Algorithmus in den Social Media ist uns gut bekannt. Ein anschauliches Beispiel von Manipulation bekommt man, wenn man bei Google nacheinander die Begriffe „Happy asian women“, „Happy black women“ und „Happy white women“ eingibt.
Erschreckend ist auch, was sich im Hintergrund der Plattform „Wikipedia“ abspielt. Die Löschungs- und Säuberungsaktionen erinnern an STASI-Methoden oder an noch schlimmere Zeiten Anfang des 20. Jahrhunderts. Die „Geschichten aus Wikihausen“ lesen sich teilweise wie ein Krimi.
Der S. Fischer Verlag hat sich nach 40 Jahren wegen „rechter Äußerungen“ von der Autorin Monika Maron getrennt. Monika Maron ist eine deutsche Schriftstellerin, die von 1951 bis 1988 in der DDR lebte. Zitat aus Zeit Online: „Schon bei ihrem Buch Munin oder Chaos im Kopf sei der Verlag vor Veröffentlichung mit Bedenken und Hinweisen auf sie zugekommen, um sie vor sich selbst zu schützen.“ So viel moralische Überhöhung lässt mich sprachlos zurück. Die Methoden des „betreuten Denkens“ sind mir aus DDR Zeiten noch gut erinnerlich.
„Heute können alle wissen, wer sie in der DDR gewesen wären.“
Monika Maron
Laut des Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Hans-Jürgen Maaz leben wir in einer normopathischen Gesellschaft. Schuld daran sei nicht nur der narzisstisch veranlagte Einzelne, sondern die Gesellschaft insgesamt, die einen hohen Anpassungsdruck auf ihre Mitglieder ausübe. Mit dem Begriff „Normopathie“ beschreibt Dr. Maaz eine Anpassung eines Großteils der Menschen einer Gesellschaft an ein pathogenes psychosoziales Verhalten, dessen Störung nicht mehr erkannt und akzeptiert wird, weil eine Mehrheit so denkt und handelt.
Hoffen wir, das die Gesellschaft bald gesundet. Die Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.
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