Ein kleines Juwel im Südharz

Mit dem Besuch des beschaulichen Ortes Stolberg im Südharz haben mein Mann und ich unsere Entdeckungsreise durch Sachsen-Anhalt fortgesetzt. Markenzeichen dieses schönen Luftkurortes sind die vielen Fachwerkhäuser im Renaissancestil.

Der Ort entstand um das Jahr 1000 als Bergmannssiedlung, wobei bereits seit 794 in der Gegend Bergbau nachweisbar ist. Schon in alten Zeiten wurden hier Eisen, Kupfer, Silber, Zinn und Gold gefördert. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1210 in Zusammenhang mit dem hier ansässigen Grafengeschlecht.

Das heutige Rathaus am Markt aus dem Jahre 1454 ist ein Baukuriosum, denn es hat kein Treppenhaus. Den Zugang zu den oberen Stockwerken erreicht man nur über eine äußere Treppe, die gleichzeitig zur spätgotischen St.-Martini-Kirche hochführt. In der Kirche predigte Martin Luther 1525 gegen den Bauernaufstand. St.-Martini ist Taufkirche Thomas Müntzers und war später eine seiner Predigtstätten.

Das Rittertor wurde zwischen 1260 und 1280 als Torhaus über der Durchfahrt errichtet. Es trug ursprünglich den Namen Eselsgässer Tor, nach dem ehemaligen Namen der heutigen Rittergasse. Neben dem Tor befanden sich die Stallungen der Esel, mit denen Waren zum Schloss Stolberg hinauf transportiert wurden. 

Der Seigerturm (auch Saigerturm) wurde vor dem Jahr 1282 als Bestandteil eines inneren Stadttores errichtet. Der Name des Turms geht auf die Saigerschmelzhütte zurück, die sich in mittelalterlicher Zeit neben ihm befand. Direkt an der Westseite des Turms schloss sich das ehemalige Rathaus an. Die Durchfahrt zum Markt führte durch das Rathaus hindurch, bis es 1746 abgerissen wurde. 

Die Sant-Georg-Kapelle ist eine evangelische Kapelle und wurde erstmals 1333 urkundlich erwähnt, ist jedoch älteren Ursprungs. Sie diente als Kapelle des unmittelbar benachbarten Georgenhospitals, welches über Jahrhunderte als kirchliches Altenheim fungierte.

Das Gasthaus Kupfer ist über 500 Jahre alt und wird mittlerweile in 8. Generation von der Familie Kupfer geführt. Hier kann man eine Stolberg Spezialität probieren, die Stolberger Lerchen. Die Lerchen haben aber rein gar nichts mit den süßen Leipziger Lerchen zu tun, es handelt sich um dünne, sehr würzige Bratwürste. Der Volksmund überliefert, dass die beim Braten entweichende Luft, ähnlich dem Gesang der Lerchen, zum Namen führte.

Gut sichtbar über der Stadt ragt ein imposanter Schlossbau. Vom 13. Jahrhundert bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945 war das Schloss Stolberg Stammsitz der Grafen und späteren Fürsten zu Stolberg-Stolberg. Das Haus Stolberg zählt zu den ältesten Adelsgeschlechtern in Deutschland. Der ältester Bauteil des Schlosses ist der Rundturm, er stammt aus der Zeit um 1200, die neueren Teile wurden im Stil der Renaissance zwischen 1539 und 1547 nach den Plänen von Andreas Günther erbaut. Sein heutiges Aussehen erhielt das Schloss durch Umbauten zwischen 1690 und 1700. 

Nachdem es nach der Wende lange leer stand, ist das Schloss seit März 2008 zu Teilen wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Der Schlossgarten wurde im Rahmen des Tourismusprojektes „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“ als eine der herausragenden Anlagen des Landes ausgezeichnet. Leider waren wir schon sehr früh am Schloss, so dass der Schlossgarten noch nicht geöffnet war.

An der Schlosstreppe, die von der evangelischen Stadtkirche St. Martini heraufkommt, steht seit 2006 ein Denkmal für Juliana zu Stolberg, die 1506 hier auf dem Schloss Stolberg geboren wurde. Künstler ist der Bildhauer Bernd Göbel. Die historische Bedeutung von Juliana ergibt sich in erster Linie aus ihrer großen Nachkommenschaft mit 17 Kindern aus zwei Ehen, die sie zur Stammmutter zahlreicher regierender europäischer Häuser werden ließ. Sie verbrachte die ersten 13 Jahre ihres Lebens in der gräflichen Schlossanlage.

1999 wurde die öfter blühende Ramblerrose des Züchters Louis Lens auf den Namen Juliana von Stolberg getauft.

Um den Ort Stolberg führen verschiedene Wanderwege, wie der obere und untere Bandweg. Von hier aus hat man einen ganz wunderbaren Blick auf die verschiedenen Stadtteile, die sich entlang des Tales schlängeln.

Bitte zum Anschauen der Bilder auf die Galerie tippen.

Öffnungszeiten Schloss:
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr
November bis März: Dienstag bis Sonntag 11:00 Uhr bis 16:00 Uhr

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