Rudolstadt

Ein Tagesausflug nach Rudolstadt.

Rudolstadt…Schillers heimliche Geliebte…

Heute entführe ich Euch in das wunderbare Thüringer Städtchen Rudolstadt. Um diese Stadt für sich zu entdecken, kann ich eine Stadtführung wärmstens empfehlen. Unsere Stadtführerin Karin Vogler zeigte uns auf unterhaltsame Weise ihre Heimatstadt. Aus geplanten 1,5 Stunden wurde ganz schnell 2,5 kurzweilige Stunden, die einen schönen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit zahlreichen Hintergrundinformationen brachten.

Schillerhaus
Blick auf den Garten des Schillerhauses, des ehemaligen Wohnhauses der Familie von Lengefeld.
Rudolstadt
Heidecksburg

Die ehemalige fürstliche Residenz Rudolstadt liegt eingebettet in einem waldumgebenen Tal und zieht sich bandartig in einem Bogen entlang des Flusses Saale. Hoch über der Stadt thront majestätisch das Residenzschloss Heidecksburg, über welches ich in einem extra Post noch berichten werde.

Fensterläden
Brunnen

Die Stadt der Gedenktafeln…

Läuft man die Straßen der Stadt ab, so trifft man auf zahlreiche Gedenktafeln und Gedenksteine. Johann Gottlieb Fichte, Traugott Maximilian Eberwein, Berthold Sigismund, Niccolo Paganini, Franz Liszt und Richard Wagner uvm. haben zumindest zeitweise in Rudolstadt gelebt oder künstlerisch gewirkt.

1911 besuchte Hans Fallada das Gymnasium Fridericianum in Rudolstadt, wo er zu einem Superintendenten in Pension gegeben wurde. Mit seinem Freund Hanns Dietrich von Necker beschloss er am 17. Oktober 1911, einen als Duell getarnten Doppelsuizid zu begehen. Bei dem Schusswechsel starb von Necker, während Fallada schwer verletzt überlebte. Er wurde wegen Totschlags angeklagt und in die psychiatrische Klinik in Tannenfeld eingewiesen. Wegen Schuldunfähigkeit wurde die Anklage fallengelassen. Fallada verließ das Gymnasium ohne Abschluss.

Rudolstadt

Schiller auf Brautschau…

Rudolstadt hat wie auch Leipzig ein Schillerhaus. Es befindet sich in dem ehemaligen Wohnhaus der Familie von Lengefeld. Bekannt ist das Haus auch als Beulwitzsches Haus. 1775 zog Louise von Lengefeld nach dem Tod ihres Ehemannes mit ihren beiden Töchtern Charlotte und Caroline in das Haus ein, wo sie bis 1789 lebten. Im Laufe der Jahre besuchten viele prominente Geistesgrößen die Familie von Lengefeld in Rudolstadt, darunter Johann Gottfried Herder, Charlotte von Stein, Johann Gottlieb Fichte sowie Alexander und Wilhelm von Humboldt.

1788 verbrachte Friedrich Schiller den Sommer in Rudolstadt und freundete sich mit den beiden Schwestern Charlotte und Caroline an. Beiden Schwestern war er sehr zugetan und hätte Caroline eigentlich sehr gern geheiratet. Diese aber war bereits als Sechzehnjährige mit dem späteren Schwarzburg-Rudolstädter Geheimen Legationsrat und Kanzler Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz(1755–1829) verlobt worden und heiratete diesen 1784. Am 22. Februar 1790 heiratete Schiller dann die Schwester Charlotte von Lengefeld in der kleinen Kirche in Wenigenjena, einem Ortsteil von Jena.

Zwischen 2005 und 2009 wurde das Rudolstädter Schillerhaus grundlegend saniert und zum Museum ausgebaut.

Beulwitzsches Haus
Schillerhaus. Auch als Beulwitzsches Haus bekannt. Wohnhaus der Familie Lengefeld.
Rudolstadt
Rudolstadt

Um Rudolstadt für sich zu entdecken, braucht man mindestens einen Tag. Wenn man Stadt und Schloss ausgiebig durchstreifen möchte, dann empfehle ich lieber einen Aufenthalt von zwei Tagen…oder noch besser…man kehrt immer mal wieder in diese zauberhafte Stadt zurück…;-).

Rudolstadt
Rudolstadt
Rudolstädter Elle
Die Rudolstädter Elle misst genau 56,4 cm. Nur nach diesem Maß durften früher Tuch und andere Waren in Rudolstadt verkauft werden.
Rudolstadt

Folk-Roots-Weltmusik-Festival

Jährlich am ersten vollständigen Juliwochenende findet das Rudolstadt-Festival, das größte Folk-Roots-Weltmusik-Festival Deutschlands, statt. Es zieht Musiker und Gäste aus der ganzen Welt nach Thüringen. Es ist das Nachfolgerfestival des Internationalen Tanzfestes der DDR, ins Leben gerufen 1955 und das letzte Mal veranstaltet 1989. An diesen Tagen platzt Rudolstadt aus allen Nähten. Wer lediglich in Ruhe diese Stadt für sich entdecken möchte, sollte an dem Wochenende des Festivals Rudolstadt meiden.

Rudolstadt
Rudolstadt

Einige Häuser in Rudolstadt sind noch unsaniert, welches aber dem Charme dieses Städtchens keinen Abbruch tut…ganz im Gegenteil.

Rudolstadt

Rudolstadt hat, ähnlich wie Leipzig, ein „Altes“ und ein „Neues“ Rathaus. Das Alte Rathaus in der Stiftsgasse ist ein spätgotischer Bau aus dem Jahr 1524, der 1603 um einen Turm ergänzt wurde. Das Neue Rathaus wurde im Jahr 1912 auf dem Marktplatz eingeweiht.

Rudolstadt
Altes Haus

Das Rudolstädter Landestheater

Im Jahre 1792 gab Fürst Friedrich Karl den Auftrag zur Errichtung eines Komödienhauses, der mit Friedrich Schiller befreundete Ludwig Friedrich II., auch Theaterfürst genannt, ließ es schließlich vollenden. Seit 1794 wurde die Rudolstädter Bühne regelmäßig von einer Theaterspielgruppe aus Weimar unter Goethes Leitung bespielt. Neben der schauspielerischen Nutzung des Theaters gesellte sich schließlich auch eine musikalische. So wirkten neben Rudolstädter Musikern und Komponisten zeitweilig auch Niccolo Paganini, Franz Liszt und Richard Wagner an diesem Theater.

Thüringen
Lost places

Der Brunnen auf dem Marktplatz wurde im Jahre 1859 zum 100. Geburtstag Friedrich von Schillers errichtet. Baumeister war ein Herr Junot, ein Verwandter des Dichters.

Brunnen

Wie schon erwähnt, habe ich Euch auch Bilder über das beeindruckende Residenzschloss Heidecksburg mitgebracht, welches unbedingt einen Besuch lohnt. Ich werde im Juli berichten…

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KOMMENTARE:

Schafe

16 Antworten zu „Ein Tagesausflug nach Rudolstadt.“

  1. Liebe Lotta,
    wieder einmal mehr hast du mich glücklich gemacht……
    Ich genieße es so sehr, dir über deine Schulter schauen zu dürfen
    und von dir so viel schöne, besondere Welt gezeigt zu bekommen!!!
    Du hast eine ganz einzigartige Weise Städte zu zeigen, zu beschreiben,
    einen Eindruck zu schenken! Mir schenkst du immer wieder Einblicke
    und Reisen, die ich so im Moment nicht machen kann, das ist einfach
    so wunderbar für mich!
    Tausend Dank!!!
    Herzlichst Monika*

  2. Schöne Bilder hast du eingefangen , ich freue mich sehr über deinen Post, denn ich bin jedes Jahr in Rudolstadt bei Freunden, die ein alten Haus bewohnbar machen mit viel Liebe. Ich habe es sogar entdeckt!
    Das Schillermuseum ist so herrlich liebevoll gemacht, ein feiner Ort. Es ist auch wirklich viel passiert in den letzten Jahren.Und man kann so viel entdecken, an historischen und verwundenschenen Ecken.
    VG karen

  3. Da hat Freiberg wohl einiges gemeinsam mit Rudolstadt…u.a. schöne alte Häuser, auch unsanierte, tolle Portale …..das mit den Rosen ist ja ein Traum. Und Weber war auch hier….:-) dein Thema passt ja ideal zum ARD-Film von gestern Abend…der wahrscheinlich im Fußballfieber untergegangen ist. ?
    LG Sigrun

  4. Was habe ich mir vor der Wende immer solche schönen alten Städtchen für „mein Land“ gewünscht, wenn ich in anderen europäischen Ländern in der Provinz unterwegs war!
    Bei uns gab es immer nur Orte voller Wunden und übereilter Modernisierung. Ihre Geschichte war fast immer ausgelöscht ( bis auf die eine Tatsache ). Das hat immer sehr weh getan.
    Erst bei meinem 1. Thüringenbesuch konnte ich feststellen, dass es auch schöne Provinzstädte in Deutschland gab, denen man ihre langjährige Geschichte ansehen konnte, weil alte Bausubstanz nicht saniert worden war.
    Ich glaube, dass könnt ihr euch im Osten Deutschlands so gar nicht vorstellen, wie viel man da entbehrt…
    LG
    Astrid

    1. Vermutlich…liebe Astrid…wahrscheinlich damit vergleichbar, wie sich „Wessis“ nicht wirklich vorstellen können, was es hieß, als „Ossi“ aufzuwachsen…ohne Pressefreiheit, Einschränkung der Reisefreiheit, Bespitzelung, Diskriminierung oder gar Freiheitsentzug wegen „falscher“ Weltanschauung, Misswirtschaft und Ausplünderung durch den „großen Bruder“…Ich glaube, alle beiden Seiten hatten so ihr Päckchen zu tragen…nach dem Krieg. Liebe Grüße.

      1. Das stelle ich auch nicht in Frage. Aber das ständige vor Augen führen schöner Orte angesichts einer völlig verrotteten Infrastruktur ( Straßen, Brücken, Schulgebäude, Bahnhöfe ) im Westen lässt mich schon Schlucken…
        LG

  5. Ganz reizendes Städtchen und du hast die besonders schönen Ecken für uns gefunden. Statuen, Brunnen, üppiger Blumenschmuck, Fensterläden, Bänke – das sind die Elemente, die für mich ein Örtchen schön macht.
    Liebe Grüße

  6. Was für schöne Bilder. Das war bestimmt ein herrlicher Ausflug.
    Danke fürs Mitnehmen und sonnige Grüße
    Jutta

  7. Ein feines Städtchen ist Rudolstadt geworden. Einmal war ich beim Internationalen Tanzfest. Es muss Mitte der 80er gewesen sein. All meine Erinnerungen an diese Stadt stammen aus dieser Zeit. Es hat sich wirklich viel getan. Ich glaube, ich muss da auch mal wieder hin.
    Lieben Gruß
    Katala

  8. Wirklich sehr charmant, dieses Städtchen. Und, ach, Herr Fallada und Herr Schiller, was muss man da von Ihnen hören…
    Liebe Grüße
    Andrea

  9. Was für ein zauberhaft es, romantisches Städtchen! Und noch eines, das ich unbedingt besuchen möchte. Was für ein Glück für Deutschland, dass alles so erhalten blieb. Du hast wunderschöne Fotos gemacht, die ganz viel von dieser Idylle vermitteln.
    LG Ingrid

  10. Liebe Lotta,
    du machst immer ganz besondere Stadtansichten und Architekturaufnahmen! Fantastisch!
    Da möcht man sofort hin 🙂
    Liebe Grüße Urte

  11. Liebe Lotta,
    ich danke Dir für diesen wunderbaren und sehr informativen Ausflug durch dieses wunderschöne Städtchen!
    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende!
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

  12. In die Touristikbranche hättest du auch perfekt gepasst !

    Herzlichst – Monika

  13. da ist ja die „Innenansicht“ der Stadt.. 😉
    wunderschön .. viel alte Substanz.. und heraustgeutz..
    dazu noch altes und fast verfallenes..
    das gibt einen eigenen Charme
    danke fürs Mitnehmen..
    liebe Grüße
    Rosi

    1. huch.. herausgeputzt..
      da hat meine Tastatur wohl mal wieder selber geschrieben 😀

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