…oder die Frage: Darf man das Bild eines toten Jungen in den Medien zeigen ?
Seit gestern geht das Foto des kleinen toten syrischen Jungen Aylan um die Welt, zahlreiche Medien haben es gedruckt oder ins Internet gestellt. Das Bild sei ein Symbol für das historische Versagen unserer Zivilisation in dieser Flüchtlingskrise und soll Menschen zu Veränderungen in ihrem Handeln bewegen, so die rechtfertigende Argumentation.
Doch der Mensch hat eine Würde und diese Würde gilt auch nach dem Tod. Ich frage mich, ob es im Foto-Journalismus heutzutage eigentlich noch eine moralische Schmerzgrenze gibt. Hält man die Menschheit für wirklich so abgestumpft, dass es solcher Bilder bedarf, um Empathie zu erzeugen, Menschen zum Handeln zu bewegen? Dieses Foto stellt für mich eindeutig einen Missbrauch der Menschenwürde dar und ich bin zutiefst darüber beschämt. Ich möchte deshalb meinen Blog dafür nutzen, um mich bei diesem toten Kind für so viel Pietätlosigkeit, Unsensibilität und Sensationsbegehren zu entschuldigen und allen den Medien danken, die ganz bewusst auf die Veröffentlichung dieses Fotos verzichtet haben. Es gibt sie noch…die mit dem Gewissen. Aus meiner Sicht ist es ein Irrtum zu glauben, solche schrecklichen Bilder könnten grundlegend Veränderungen schaffen, sie führen lediglich zu noch mehr Abstumpfung und Aufweichung moralischer Grundsätze.
Ich würde mir wünschen, dass Journalisten zukünftig sich die Frage stellen, ob sie diese Fotos auch veröffentlichen würden, wenn es um ihre Angehörigen ginge. Ich würde mir wünschen, Journalisten würden sich mehr bewusst, was sie für eine ethische Verantwortung tragen.
„Grundlage jeder wahren Verantwortung und damit der höchsten Form von Menschenwürde bleibt es, sich darüber klar zu werden, was das, was man tut, wirklich bedeutet.“
Max Steenbeck
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