Stadtbummel zum Marktplatz mit Rathaus im Renaissancestil
Das Pfingstwochenende nutzten wir für einen Kurzbesuch der mehr als 1000 Jahre alten ehemaligen Residenzstadt Altenburg in Thüringen. Im Grunde ist Altenburg nur einen Katzensprung von uns entfernt. Warum wir erst jetzt nach sehr langer Zeit den Weg dorthin gefunden haben, kann ich auch nicht sagen.
Altenburg liegt in der Mitte des Städtedreiecks Leipzig–Chemnitz–Gera und wird von den Gewässern Pleiße, Blaue Flut und Deutscher Bach durchflossen. Das Stadtbild ist geprägt von einer hohen Altbausubstanz. Die zum Teil sehr herrschaftlich anmutenden Gebäude zeugen von wohlhabenden Zeiten, vor allem während der Residenzzeit und der Industrialisierung.
In Altenburg gibt es zahlreiche Kulturdenkmäler, die zum Teil sanierungsbedürftig sind. Ich fürchte allerdings, dass in Zukunft immer weniger Geld zur Verfügung stehen wird, um diese zu erhalten.
1836 befanden sich in Altenburg 26 Fabriken, darunter die 1832 gegründete Spielkartenfabrik der Gebrüder Bechstein, aus der später die Marke ASS hervorgeht. Die meisten Arbeiter waren in der Leder- und Textilherstellung, der Zigarrenherstellung und der Holzindustrie beschäftigt. Einen kräftigen Auftrieb bekam die Wirtschaft mit dem Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz durch die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn. Zur Jahrhundertwende war Altenburg eine Hochburg der Hutmacherindustrie.
Das Residenzschloss Altenburg
Die imposanteste Sehenswürdigkeit von Altenburg ist vermutlich das Schloss, welches einst als Residenz der Herzöge von Sachsen-Altenburg diente. Von der einstigen Pfalz des Stauferkaisers Barbarossa entwickelte sich die Burg zur Residenz der Wettiner Fürsten. Unter den sächsischen Kurfürsten entstand 1518 ein dreiflügeliges Renaissanceschloss. Dieses erfuhr in den nachfolgenden Jahrhunderten vielfältige Veränderungen. Galerien, Treppenanlagen, repräsentative Wohnräume, prächtige Festsäle und vieles mehr schmücken seither die Schlossanlage Altenburgs.
Unter den Ausstellungen des Schlosses ist vermutlich das Spielkartenmuseum das bekannteste. Es zählt heute zu den ältesten und umfangreichsten seiner Art in Europa.
Mein Mann und ich haben einen ausgiebigen Bummel durch das Schlossgelände unternommen. Hier gibt es viele verschiedene Gebäude zu entdecken, wie z. B. die Junkerei, den Festsaalflügel, das Waschhaus, den Agnesgarten, die „Flasche“ (ehemaliger Wohnturm) und den Hausmannsturm.
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Der Festsaalflügel wurde unter Mitwirkung des Baumeisters Gottfried Samuel Vater in den Jahren 1730 – 1734 erbaut. Im Jahre 1864 wurden die gesamte Innenausstattung und Teile der Außenhaut durch einen Großbrand zerstört. Von 1865 – 1868 erfolgte der Wiederaufbau des Gebäudes.
In einem der ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Schlosses, zeitweilig auch als „Alte Schneiderei“ bezeichnet, befanden sich Teile der Werkstatt des Hoforgelbaumeisters Tobias Heinrich Gottfried Trost. Der Orgelbauer hatte sich um 1722 in Altenburg niedergelassen und erbaute im Auftrag des Herzogs Friedrich Ill. von 1735 bis 1739 als letztes prachtvolles Ausstattungsstück der Schlosskirche die neue zweimanualige Orgel mit 37 Registern und 2.223 klingenden Pfeifen.
Das neue Waschhaus wurde im Jahre 1864 im neogotischen Stil an der Stelle eines älteren Vorgängerbaues errichtet. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude dient heute zu Wohnzwecken.
Öffnungszeiten des Residenzschlosses:
Dienstag – Sonntag / Feiertag | 9:30 – 17:00 Uhr |
Blick über die Stadt
Um sich einen schönen Blick über die Stadt und das Schlossgelände zu verschaffen, bietet sich der Hausmannsturm aus dem 12. Jahrhundert an. Über eine stufenlose Wendelstiege gelangt man recht bequem in die oberen Turmzimmer.
Der ehemalige Wach- und Aussichtsturm war im ausgehenden 12. Jahrhundert durch das sichtbare rote Ziegelmauerwerk und einen oberen Zinnenkranz geprägt. Bei Umbauarbeiten erhielt das Bauwerk wahrscheinlich im 16. Jahrhundert seine heutige Gestalt.
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Die Roten Spitzen sind Altenburgs Wahrzeichen. Sie gehörten einst zur Marienkirche des Augustinerklosters Unser Lieben Frauen auf dem Berge vor Altenburg. Es wurde von Friedrich I. Barbarossa gestiftet und aus Backstein errichtet, so wie es zu der Zeit in Italien üblich war. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Kloster aufgelöst. Ein paar Jahre nach der Auflösung stürzte das Hauptschiff der Kirche ein.
Öffnungszeiten des Hausmannsturms:
Dienstag – Sonntag / Feiertag | 9:30 – 16:30 Uhr |
Schlosspark mit Teehaus
Das Teehaus wurde in den Jahren 1706 – 1712 nach Plänen des Landbaumeisters Johann Heinrich Gengenbach als barockes „Lusthaus“ errichtet. Im Obergeschoss befindet sich ein repräsentativer Festsaal mit barocker Ausgestaltung. Die Stuckarbeiten und die Deckenmalereien wurden von den italienischen Künstlern Domenico und Carlo Ludovico Castelli ausgeführt. Das Teehaus wird heute über einen Förderverein betrieben und verwaltet.
Den schönen Schlosspark werden wir im Herbst noch einmal genauer erkunden, wenn sich das Herbstlaub schön bunt färbt.
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Es war ein wundervoller Ausflug bei sehr angenehmen Temperaturen. Wir waren noch an einem weiteren sehr sehenswerten Ort in Altenburg, darüber berichte ich in einem anderen Beitrag.
„Ich habe in den fünf Monaten meines Altenburger Aufenthaltes geistig mehr gelebt und erlebt, als manchem Erdenkinde im ganzen Leben oft beschieden sein wird.“
Friedrich Arnold Brockhaus
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