Eine Mischung aus marodem Charme und Herrschaftlichkeit.
Bei bestem Pfingstwetter bot sich neben dem Besuch der Stadt Altenburg auch die Erkundung der Stadt Zeitz an. Zeitz ist eine Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt und ca. 45 Autominuten von Leipzig entfernt.
Die Dom- und Residenzstadt im Burgenlandkreis blickt auf eine über Tausendjährige Geschichte zurück. Von 1652 bis 1718 war Zeitz Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Zeitz. Als Residenz diente dem Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz das Schloss Moritzburg. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich Zeitz zur Industriestadt sowie zu einem bedeutenden Bahnknotenpunkt. Vor allem aus diesen beiden Epochen haben sich viele wertvolle Altbauten und Kulturdenkmale erhalten, die das Stadtbild prägen.
Bei so viel Altbausubstanz ist es auf Dauer schwierig, den baulichen Zustand aller historischen Gebäude zu erhalten. So findet man in Zeitz eine interessante Mischung aus marodem Charme und Herrschaftlichkeit.
Innenstadtzentrum
Die Stadt Zeitz gliedert sich in eine Kernstadt und die im 21. Jahrhundert eingemeindeten Ortsteile. Die Kernstadt wird durch einen Abhang in eine sogenannte Unterstadt an der Weißen Elster sowie in eine Oberstadt in den höher gelegenen Bereichen südlich davon geteilt. Im Zentrum der Oberstadt liegt der mittelalterliche Stadtkern.
Die Zeitzer Innenstadt besitzt drei großzügig angelegte Plätze, den Neumarkt, den Altmarkt sowie den Roßmarkt. Auf dem Roßmarkt (ehemals Leninstraße), welcher Teil der innerstädtischen Fußgängerzone ist, findet jeden Mittwoch und Donnerstag der Wochenmarkt statt. In der Oberstadt befindet sich das spätgotische Alte Rathaus von 1509 mit Erweiterungsbau und Turm von 1909.
Außerdem findet man am Altmarkt das Gewandhaus mit Glockenspiel vor. Das erste Gewandhaus wurde im Jahr 1483 als Rats- und Handelshaus gebaut und knapp 100 Jahre später um einen Turm mit Turmuhr erweitert. Im Jahr 1834 wurde das zwischenzeitlich 350 Jahre alte Gebäude abgerissen und im darauf folgenden Jahr erfolgte die Einweihung des „heutigen“ Gewandhauses als Bürgerschule der Stadt.
Ein ebenfalls geschichtsträchtiges Gebäude am Altmarkt stellt die fast 375-Jahre alte Apotheke, die Mohren-Apotheke dar. Der erste Apotheker der Mohren – Apotheke war ein Sohn des Apothekers der gegenüberliegenden Schwanen – Apotheke, welche bereits einhundert Jahre zuvor gegründet wurde.
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Vor der Michaeliskirche steht eine Gedenksäule für den Pfarrer Oskar Brüsewitz. Am 18. August 1976 inszenierte dieser Pfarrer aus Rippicha vor der Zeitzer Michaeliskirche seine Selbstverbrennung als politische Aktion gegen die DDR. Die dabei aufgestellten Plakate wurde schnell von Mitarbeitern des Staatssicherheitsdienstes weggeräumt und der schwerverletzte Brüsewitz in ein Krankenhaus gebracht, in dem er vier Tage später wegen seinen schweren Verbrennungen verstorben ist.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt Zeitz zu einem Zentrum der deutschen Kinderwagenindustrie, begründet durch den Schlossermeister Friedrich Degelow und den Stellmacher Ernst Albert Naether. Seit 1877 fertigte die Firma Naether Kinderwagen, Schlitten und Kinderfahrzeuge wie zum Beispiel Tretautos aus Holz.
Die größte Kinderwagenausstellung Europas findet sich heute in Zeitz im Schloss Moritzburg:
Schloss Moritzburg
Schloss Moritzburg, benannt nach dem Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz, ist ein befestigtes Schloss an der Elster im Burgenlandkreis. Ausgehend von einer Königspfalz und einem befestigten Bischofssitz entstand im 17. Jahrhundert das heutige Barockschloss. Neben dem dreiflügeligen Hauptgebäude von Schloss Moritzburg gehören auch der Dom bzw. die Schlosskirche St. Peter und Paul, das barocke Torhaus, die Nebengebäude und der Schlosspark zum Schlosskomplex.
Von 1990 bis 2004 fanden im gesamten Schloss- und Festungsensemble umfassende Sanierungsarbeiten statt. Der ehemalige Schlossgarten, welches sich nur auf die Flächen um die Wallanlagen beschränkte, wurde zusammen mit dem auf der anderen Seite des Floßgrabens liegenden Rossner-Parks im Rahmen der Vorbereitung zur Landesgartenschau 2004 zum Schlosspark Zeitz umgebaut.
Im Teil des Rossner-Parkes gibt es ein interessante Brücke: Die Wasserkreuzbrücke. Bei dem Bauwerk handelt es sich um eine Trogbrücke, die den „Wilden Bach“ über den Mühlgraben führt. Später wurde der Trog mit einem Gehweg überbaut, um einen Zugang vom Wohngrundstück der Familie Rossner in den Park zu ermöglichen.
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Der Dom St. Peter und Paul war von 968 bis 1029 die Kathedrale der Bischöfe des Bistums Zeitz und nach der Verlegung des Bistumssitzes nach Naumburg Kollegiatstiftskirche. Heute dient der Dom als katholische Pfarrkirche der Stadt und ist eine Station an der Straße der Romanik.
Im 19. Jahrhundert verlor die Kirche ihre einstige Bedeutung und wurde zeitweise profan, unter anderem als Lazarett und Pferdestall, genutzt. In DDR Zeiten verschlechterte sich der bauliche Zustand der Kirche. In der Nacht vom 10. zum 11. Juni 1982 stürzte der südwestliche Vierungspfeiler ein, was am gotischen Gewölbe der Kirche erhebliche Schäden anrichtete. Erst nach der Wende wurde die Sanierung des Doms vorangetrieben. Mit der am 13. Dezember 1998 erfolgten Altarweihe nahm die katholische Gemeinde sie wieder als Pfarrkirche in Gebrauch.
Unterer Johannisfriedhof
Wenn man nach einem ausgiebigen Bummel den Schlosspark seitlich der Orangerie an der Stephanstraße verlässt, stößt man auf ein ehemaliges Friedhofsgelände. Der Zeitzer Johannisfriedhof gehört zu den ältesten Friedhöfen der Stadt. Wir haben diesen idyllische und stillen Ort durch Zufall entdeckt und können einen Besuch sehr empfehlen.
Die Johanniskapelle wurde zum Anfang des 17. Jahrhunderts geweiht, aber ab 1974 nicht mehr benutzt und begann zu verfallen. Im Jahre 2003 beschloss die Stadt Zeitz, das Gebäude zu sichern. Seit den 70er Jahren fand keine Beisetzungen mehr auf dem Johannisfriedhof statt. Hier findet man noch heute die Familiengräber namenhafter Zeitzer Unternehmer (Naether, Brehme, Clingestein, Gütte), welche die Industriegeschichte der Stadt maßgeblich prägten.
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Ich muss gestehen, ich hatte die Stadt Zeitz im Vorfeld völlig unterschätzt und kann einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Wir kommen auf jeden Fall wieder, denn es gibt noch so viel zu entdecken, wie das Franziskanerkloster, das unterirdisches Zeitz, das Kinderwagenmuseum, die Brikettfabrik Herrmannschacht uvm.
Wer noch mehr von Zeitz sehen möchte, der stöbert auf dieser Webseite durch die vielen fotografischen Ansichten von Zeitz mit spannenden Hintergrundinformationen .
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