Mein Mann und ich lieben Friedhöfe. Aus diesem Grund schauen wir in jeder Stadt, ob sich auch der Besuch des Friedhofes lohnt. In Meran sind wir auf dem Jüdischen Friedhof fündig geworden.
Wer diesen Friedhof besuchen möchte, muss zunächst die örtliche Synagoge in der Schillerstraße aufsuchen, um sich den Schlüssel zu holen. Von hier aus erreicht man zu Fuß in rund 20 min den jüdischen Friedhof.
Der Neue Jüdische Friedhof wurde dank des damaligen Präsidenten der jüdischen Gemeinschaft 1907 errichtet. Er liegt westlich des Meraner Bahnhofs und hat eine Fläche von 900 Quadratmetern. Der Friedhof grenzt an den städtischen Friedhof an. Hier liegen zahlreiche Persönlichkeiten begraben, die sich für die Entwicklung der jüdischen Gemeinde eingesetzt haben. In Meran hielten sich 1945 bis 1947 bis zu 15.000 Holocaust-Überlebende auf.
Der alte jüdische Friedhof in der Maiastraße, der 1873 eröffnet worden war, musste aus dem Stadtgebiet verlegt werden. Circa 666 Gräber wurden daraufhin auf den Neuen Jüdischen Friedhof überführt.
Neben dem aus Breslau stammende Kurarzt Raphael Hausmann, der um etwa 1865 nach Meran kam und mit seiner Traubenkur dazu beitrug, dass Meran immer populärer wurde, sind unter den Verstorbenen, die hier beerdigt wurden, auch Richard Jerusalem von Salemfels und seine Frau Johanna (Jenny), geborene von Hofmannsthal, die Cousine des Vaters von Hugo von Hofmannsthal. Jenny und Richard Jerusalem von Salemfels förderten wie die verwandte Prager Grossindustriellen- und Gutsbesitzersfamilie von Dormitzer die jüdische Gemeinde in Meran und unterstützten ausserdem die Verbreitung liberaler Gedanken im konservativen Tirol.
Zu weiteren bekannte Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof beerdigt worden sind, gehören der Psychologe Moritz Lazarus (1824-1903), der Journalist, Autor und Jurist Daniel Spitzer (1835-1893) und der Erzähler und Journalist Joseph Wechsberg (1907-1983).
Die ersten Spuren jüdischen Lebens in Südtirol reichen bis Ende des 13. Jahrhunderts zurück. So waren die wenigen namentlich bekannten Juden im Geldgeschäft tätig. Doch siedelten sich Juden hier nicht dauerhaft an, weil Innsbruck größere Anziehungskraft für jüdische Händler besaß. Erst in den 1830er Jahren ließen sich die ersten jüdischen Kaufleute aus Mittel- und Osteuropa dauerhaft in Meran nieder. Eine deutliche Zuwanderung in den rasch wachsenden Kurort erfolgte in den 1870er Jahren.
Mehr aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Meran kann man HIER nachlesen.
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Wer nach Gleichheit strebt, muß zum Friedhof gehen.
Unbekannt
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