Einen sonnigen Novembertag nutzten mein Mann und ich, um dem ca. 50 km entfernten Wermsdorf einen Besuch abzustatten. Wermsdorf gehört zu den wenigen Dörfern Deutschlands, in denen es zwei Schlösser gibt. Wahrscheinlich ist es das einzige Dorf mit zwei Schlössern, die obendrein im Auftrag des Landesherrn gebaut und zeitweise von diesem bewohnt wurden.
Wermsdorf ist eine Gemeinde im Landkreis Nordsachsen am Wermsdorfer Forst. Der Gemeindeteil Wermsdorf (Hauptort) ist staatlich anerkannter Erholungsort. 1350 wurde der Ort das erste Mal als oppidum („befestigte Landstadt“) bezeichnet.
Der Dreißigjährige Krieg und Pestepidemien löschten Wermsdorf fast völlig aus. Mit dem Bau des Alten Jagdschlosses durch August des Starken und später seinen Sohn Friedrich August II. begann in Wermsdorf eine neue Zeit. 1698 richtete Fürst Egon von Fürstenberg für August den Starken im Wermsdorfer Forst eine Parforcejagd ein. Nach dem Tode Fürstenbergs kaufte der Kurfürst die gesamte Jagdausrüstung und begann 1721 den Neubau eines großen Jagdpalais, der heutigen Hubertusburg.
Altes Jagdschloss Wermsdorf

Das Alte Jagdschloss Wermsdorf oder Königliches Jagdschloss Wermsdorf ist ein Renaissance-Jagdschloss aus dem 17. Jahrhundert. Das Schloss besteht aus einer unregelmäßigen Drei-Flügel-Anlage, deren Fassaden durch zahlreiche Giebel gegliedert sind. Die Nähe zu den Wermsdorfer Wäldern, hatten Kurfürst Christian II. bewogen, zwischen 1609 und 1610 auf dem Gelände des alten Starschedelschen Rittergutes ein einfaches Jagdschloss zu errichten.
Von 1696 bis 1716 war das Schloss in lebenslanger Nutzung durch den Statthalter von Sachsen, Fürst Anton Egon von Fürstenberg und Heiligenberg, welcher auch im Schloss starb. Der eng mit Frankreich verbundene Fürstenberg führte im Wermsdorfer Forst 1699 die französischen Mode der Parforcejagd ein. Die Parforcejagd ist eine Hetzjagd, bei der die jagende Hundemeute zu Pferd begleitet wird. Sie war bereits den Kelten bekannt und erfreute sich insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhäusern großer Beliebtheit.
Nach dem Bau der Hubertusburg ab 1721 verlor das Alte Jagdschloss aber immer mehr an Bedeutung und diente nur noch als Gästehaus und Unterkunft für die Bediensteten. Ab Mitte Oktober 1878 fuhr König Albert zu ein- oder mehrtägigen Aufenthalten nach Wermsdorf ins Alte Jagdschloss, welches er zu diesem Zwecke umbauen ließ. Der sächsische König war im Ort bei den Wermsdorfern sehr beliebt, so dass ihm 1908 vor dem Alten Jagdschloss ein Denkmal gesetzt wurde, welches während der sowjetischen Besatzung 1945 abgerissen und eingeschmolzen wurde. Am 8. November 1998 wurde ein neues Denkmal am alten Platz vor dem Jagdschloss aufgestellt und eingeweiht.
1918 wurde das Alte Jagdschloss Eigentum des sächsischen Staates. Die gesamte Inneneinrichtung des Schlosses Wermsdorf wurde als Privateigentum der Wettiner ins Schloss Moritzburg transportiert. Im Juli 1934 zog eine Sächsische Reit- und Fahrschule von Leisnig nach Wermsdorf ein. Die heute noch genutzten Ställe in unmittelbarer Nähe zum Königlichen Schloss waren Teil des Königlichen Marstalles. Nach Kriegsende 1945 wurden im Schloss Flüchtlinge untergebracht. 1946 nutzte man das Schloss auf Anweisung der Landesregierung als Erholungs- und Kinderheim. Nach 1950 wurde es wieder Verwaltungssitz.
Heute beherbergt das Alte Jagdschloss neben der Gemeindeverwaltung auch die Touristinformation, ein kulturelles Begegnungszentrum, das Wermsdorfer Standesamt, den örtlichen Polizeiposten sowie einen Reitstall.













Schloss Hubertusburg

Die Schlossanlage von Hubertusburg beeindruckt durch ihre Größe. Vermutlich erwartet der eine oder andere Besucher kein so eindrückliches Gebäudeensemble in der sächsischen Provinz. Um so erstaunlicher ist es, dass das Schloss primär als Jagdschloss konzipiert wurde.
Das ab 1721 errichtete Schloss war ein kurfürstlich-sächsisches Jagdschloss und fungierte außerdem als zeitweilige Nebenresidenz des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III. Zum Hubertusfest am 3. November 1721 gab August der Starke bekannt, einen Neubau im Stil des Dresdner Barock ausführen zu lassen, der seinem königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Rang entsprach.
Der Umbau des dreiflügeligen Hauptgebäudes zur heute erlebbaren viertelkreisförmigen Rundflügelanlage zog sich in drei Etappen bis ins Jahr 1752 hin. Die Schlosskapelle kam in der Fassade nicht zum Ausdruck. Das hatte seinen Grund, denn damit sollte die Unterordnung der neu entstehenden katholischen Kirche unter den Willen des sächsischen Kurfürsten demonstriert werden.
Ursprünglich besaß das Schloss Hubertusburg eine reiche prachtvolle Ausstattung. Der Hof hielt hier bis zum Beginn des Siebenjährigen Krieges regelmäßig große rauschende Feste ab. 1761 wurde das prachtvolle Schloss seines gesamten Inventars durch Plünderung der preußischen Truppen beraubt.
Von 1791 – 1813 war das Schloss Militärmagazin, ab 1836 fand Hubertusburg Verwendung als Landesgefängnis und für verschiedene soziale Einrichtungen. Im Jahre 1846 fand die provisorische Eröffnung der „Erziehungsanstalt für blödsinnige und epileptische Kinder” unter ärztlicher Leitung in Hubertusburg statt. 1850 gründete man ein Versorgungshaus für „weibliche Geisteskranke“. 1945 wurde das Landeskrankenhaus Hubertusburg eröffnet. 1973 erhielt das Krankenhaus den Namen „Kliniken Hubertusburg“, 1993 wurden die letzten Patienten in andere Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser verlegt.






































Führungen im Schloss Hubertusburg können über die Touristinformation Wermsdorf gebucht werden, Tel.: 034364 81132, E-Mail: info@wermsdorf.de.



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