An einem sonnigen Tag im Oktober haben wir uns spontan entschlossen, der Stadt Wittenberg einen Besuch abzustatten. Mein letzter Aufenthalt in dieser Stadt lag schon gefühlte Jahrzehnte zurück und so war ich sehr gespannt, wie sich diese Stadt in den letzten Jahren entwickelt hat.
Wittenberg, seit 1938 amtlich Lutherstadt Wittenberg, ist eine Stadt im östlichen Teil des Landes Sachsen-Anhalt. Das Stadtzentrum und der größte Teil des Stadtgebietes befinden sich am Nordufer der Elbe. Die ersten verlässlichen Erwähnungen des Ortes, die direkt auf das heutige Territorium der Stadt zutreffen, stammen aus den Jahren 973/1004. Bekannt geworden ist Wittenberg vor allem ab 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche anbrachte.
Doch nicht nur mit dem Wirken von Martin Luther wurde die Stadt bekannt. 1505 berief Kurfürst Friedrich der Weise den Maler Lucas aus Kronach in Franken an seinen Wittenberger Hof. Lucas Cranach der Ältere lebte 40 Jahre in Wittenberg, wo er als eine der vielseitigsten Persönlichkeiten der Reformationszeit bleibende Spuren hinterließ.
Ein weiterer wichtiger Bürger der Stadt war der Gelehrte Philipp Melanchthon. 1518 trat er den Lehrstuhl für Altgriechisch an der Universität Wittenberg an. Als Bildungsreformer trug Melanchthon zur Etablierung der heutigen Naturwissenschaften an den Universitäten bei. Er sah den Fortschritt stets in der Erschließung antiker Quellentexte. Auf dem Marktplatz von Wittenberg findet sich heute, neben der Bronzestatue von Luther, sein Denkmal zur Würdigung seines Lebenswerkes.
Das Alte Rathaus der Lutherstadt Wittenberg befindet sich im Zentrum der Altstadt am Marktplatz. Es zählt zu den bedeutenden Bauwerken der Sächsischen Renaissance und war vom 16. Jahrhundert bis zum Jahr 2000 Sitz der Wittenberger Stadtverwaltung. Heutzutage dient es vor allem repräsentativen Zwecken.
Um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen, lohnt es sich, den Turm der Schlosskirche zu besteigen. Der Kirchturm war ursprünglich einer der zwei Schlosstürme und erreicht eine Höhe von 88 Metern. Ein Spruchband aus Mosaiksteinen, gefertigt in der Meißner Porzellanmanufaktur, ziert den Turm, die einzelnen Buchstaben haben eine Höhe von 2 Metern. Es sind zu lesen die Worte des Kirchenliedes Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“. Die alte Tür der Wittenberger Schlosskirche, an die laut der Überlieferung Martin Luther 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben soll, wurde 1760 durch einen Brand zerstört und wieder durch eine hölzerne ersetzt. In der Schlosskirche befindet sich u. a. das Grab Martin Luthers, der 1546 dort unterhalb der Kanzel beigesetzt wurde.
Das Schloss Wittenberg ist die ehemalige Residenz der sächsischen Kurfürsten. Zahlreiche Umbauten, Feuer, Krieg und Umnutzungen haben das Aussehen des Schlosses inklusive Schlosskirche geprägt, vom einstigen Glanz des Bauwerks ist nur wenig geblieben. Die beiden Treppenhäuser mit Zellengewölben zeugen noch von der ehemaligen Pracht.
In der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien wurde die Heilige Messe zum ersten Mal in deutscher Sprache gefeiert. Die Kirche wird damit als Mutterkirche der Reformation bezeichnet. Die Altarbilder stammen von Lucas Cranach d. Ä. und seinem Sohn. Sie zeigen u. a. Martin Luther als „Junker Jörg“ und Philipp Melanchthon als Täufer sowie Cranach, den Älteren und Katharina von Bora als Gemeindeglieder.
Katharina von Bora ehelichte Martin Luther am 13. Juni 1525 in Wittenberg. Sie war eine der Zisterzienserinnen, die aus dem Kloster Nimbschen flohen. Zunächst tendierte Luther zu Ave von Schönfeld, eine Schönheit, wie er in mehreren Briefen berichtete, doch diese heiratete schließlich den Mediziner Basilius Axt. So entschieden Katharina von Bora, die eigentlich Hieronymus Baumgartner heiraten wollte, aber als ehemalige Nonne von der Familie abgelehnt wurde, und Martin Luther, gemeinsam die Ehe einzugehen.
Das Lutherhaus wurde 1504 als Augustinerkloster errichtet. Damals noch unter dem Namen „Schwarzes Kloster“ bekannt, spielte der Name auf die Kuttenfarbe der Augustinermönche an. 1532 ging das Gebäude als Familiensitz an Luther über. Hier befindet sich heute das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt. Das Mitte der 1580er Jahre errichtete Vorderhaus (ehemals evangelisches Predigerseminar der Universität) wurde in Erinnerung an den Förderer der Universität, August I. von Sachsen, als Augusteum bezeichnet.
Wer nach dem Stadtbummel noch Energie und Zeit hat, sollte einen Abstecher an das Elbufer mit seinen kleinen Sandstränden unternehmen. Wir haben den Ausflug nach Wittenberg sehr genossen und werden wiederkommen.
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