Wer nicht im Schwarz/Weiß-Denken verhaftet ist, weiß, alles hat seine zwei Seiten. Und so kann man selbst der Corona-Zeit auch etwas Positives abgewinnen. Viele Menschen entdecken mangels Reisemöglichkeiten ihre Heimat neu.
Die Stadt Bautzen
Meine Heimat ist der Freistaat Sachsen. Eine Vielzahl von Ortsnamen und Gewässernamen in Sachsen (zum Beispiel jene mit der Ortsnamensendung -itz) sind sorbischen Ursprungs. Im serbischen Siedlungsgebiet liegt auch die Große Kreisstadt Bautzen. Von Leipzig aus ist man mit dem Auto rund 1,5 Stunden unterwegs und kann so bequem in Form eines Tagesausfluges diese sehenswerte Stadt für sich entdecken.
Bautzen zählte im Frühmittelalter zu den größten Städten in Mitteldeutschland. Im 15. Jahrhundert stagnierte die Entwicklung. Seit 1635 gehört Bautzen mit dem Markgraftum Oberlausitz zu Sachsen. 1921 wurde die Stadt Bischofssitz des Bistums Meißen, dieser wurde 1979 jedoch nach Dresden verlegt.
Nach 1945 gelangte die Stadt Bautzen mit ihrem Speziallager des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten (NKWD) der sowjetischen Besatzungsmacht zu einem zweifelhaftem Ruhm. Bei einer Gesamtbelegung von 27.300 Gefangenen und einer durchschnittlichen Belegung von ca. 6.500 Inhaftierten sind dort laut Registrierung in den Lagerkarteien der sowjetischen Lagerverwaltung zwischen 1945 und 1950 mindestens 3.000 Menschen ums Leben gekommen. Inoffizielle Schätzungen liegen weitaus höher. Zahlreiche Regimegegner, wie zum Beispiel die Schriftsteller Walter Kempowski und Erich Loest, waren in Bautzen inhaftiert. Erst im Jahr 1992 wurde das Speziallager geschlossen.
Heutzutage ist bis auf die Gedenkstätte Bautzen von diesem dunklen Fleck der Geschichte nicht mehr viel zu sehen. Die Stadt Bautzen besticht durch zahlreiche historische Gebäude vor allem barocken Ursprungs, charmante Gassen und imposante Türme, welche dem Ort auch die Bezeichnung „Stadt der Türme“ einbrachten.
Sehr empfehlenswert ist ein Besuch des in unmittelbarer Nähe zur Ortenburg malerisch gelegenen katholischen Friedhofes auf dem Gelände der ehemaligen Nikolaikirche, die nur noch als Ruine erhalten ist. Vom Gelände aus ergibt sich ein sehr schöner Blick auf die Spree. Der Friedhof selbst vermittelt eine besondere Atmosphäre, da auch im ehemaligen Kirchenschiff bestattet wird.
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Ich vermute, in „normalen“ Zeiten wirkt diese hübsche Stadt deutlich belebter. Ich werde auf jeden Fall an diesen Ort zurückkehren … wenn die Straßen-Cafés wieder geöffnet haben.
Heimat ist nicht Raum, Heimat ist nicht Freundschaft, Heimat ist nicht Liebe – Heimat ist Friede.
Paul Keller
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