Dom- und Hochschulstadt Merseburg

Einen Teil unseres Urlaubes im Juni nutzten mein Mann und ich, um uns in Sachsen-Anhalt näher umzusehen. Eine der ältesten Städte im mitteldeutschen Raum ist Merseburg. Die Stadt liegt an der Saale im südlichen Sachsen-Anhalt.

Im 10. Jahrhundert wurde sie zur Königspfalz erhoben. Von Beginn an durch die Gründung des Bistums Merseburg im Jahre 968 durch König Otto I. bis zur Reformationszeit war Merseburg ein bedeutendes religiöses Zentrum. Von 1656 bis 1738 diente Merseburg als Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Merseburg. Ein Großteil der historischen Innenstadt wurde im zweiten Weltkrieg durch Bombenhagel zerstört.

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Neumarktkirche St. Thomae Cantuariensis

Die evangelische Neumarktkirche St. Thomae Cantuariensis ist eine romanische Kirche. Der Bau der Neumarktkirche begann 1173, dem Jahr der Heiligsprechung des Thomas Becket. Thomas Becket (1118 -1170), auch bekannt als Thomas von Canterbury, war Lordkanzler des Königreichs England und von 1162 bis 1170 Erzbischof von Canterbury. 1170 ordnete Heinrich II. nach politischen Verwerfungen die Ermordung des Erzbischoffs an. Nur wenige Jahre nach seinem gewaltsamen Tod wurde Thomas Becket am 21. Februar 1173 durch Alexander III. heiliggesprochen.

Nach längerer Vernachlässigung des Bauwerks wurde die Kirche in den Jahren 1991 bis 1995 umfassend saniert. Seit 1993 kann die Kirche wieder für Gottesdienste genutzt werdend und ist eine Station des ökumenischen Pilgerweges nach Santiago de Compostela mit Übernachtungsmöglichkeit. Im Kircheninneren befinden sich beeindruckende Werke moderner Kunst (Künstler: Gabriele und Klaus Friedrich Messerschmidt sowie Dieter M. Weidenbach). Das große romanische Taufbecken der Kirche aus rotem Sandstein mit reichem Figurenschmuck wurde bereits 1831 in den Merseburger Dom umgesetzt.

Schloss Merseburg

Das Schloss Merseburg ist ein Schloss im Stil der Renaissance, es war Königspfalz, Bischofssitz und Herzogsresidenz. Bischof Heinrich von Warin ließ das erste Schloss von 1245 bis 1265 erbauen. Unter Bischof Thilo von Trotha erfolgte etwa 1470 bis 1500 der Neubau des Schlosses als Dreiflügelanlage, wobei der Merseburger Dom einen vierten Flügel bildete. In den Jahren 1604 und 1605 folgten umfassende Erneuerungen, aus dieser Zeit stammt auch der Neptunbrunnen im Innenhof. Der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Ostflügel wurde bis 1971 originalgetreu wieder aufgebaut.

Der zweigeschossige Schlossgartensalon und Orangerie entstand ab 1727 nach Plänen von Johann Michael Hoppenhaupt im Stil des Barock im Auftrag des Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg und sollte als Festsaal für Gartenfeste dienen. Fertiggestellt wurde der Bau zwischen 1731 und 1735. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude bei einem Bombenangriff einige Schäden. Der westliche Orangerieanbau wurde bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 vollständig zerstört.

Merseburger Raben-Sage

Der Bischof Thilo von Trodte beschuldigte einst seinen Kammerdiener, einen wertvollen goldenen Siegelring gestohlen zu haben und ließ ihn hinrichten. Jahre später wurde genau dieser Ring in einem Raben-Nest entdeckt. Seitdem soll der Bischof in seinem Wappen einen Raben als Andenken geführt haben. Außerdem ließ er im Schlosshof einen Vogelbauer errichten, in dem seit dieser Zeit ein Kolkrabe für den Diebstahl büßt.


Öffnungszeiten Kulturhistorisches Museum im Schloss:

April – Oktober
ab 29. März 2024: täglich von 9 bis 18 Uhr

November – März
täglich von 10 bis 16 Uhr


Merseburger Dom

Der Merseburger Dom St. Johannes und St. Laurentius ist eine evangelische Kirche und eines der herausragenden Baudenkmäler an der Straße der Romanik. Die Kirche des Merseburger Domkapitels geht auf die von Heinrich I. gestiftete Johanniskirche zurück, die auch als Kirche des ersten Bistums in Merseburg genutzt wurde. Der Grundstein für den Bau einer repräsentativen Kathedrale des Bistums Merseburg wurde am 18. Mai 1015 durch den Bischof Thietmar von Merseburg gelegt. 1545 predigte Martin Luther im Dom. Bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkriegs wurden der Nord- und Ostflügel des Schlosses, das Kapitelhaus und der Chor des Doms beschädigt. 

Die prächtige Orgel mit ihren 5700 Orgelpfeifen, 4 Manualen, 81 Registern und zwei Spieltischen stammt aus der Zeit der Nutzung des Domes als Hofkirche. Der bedeutendste Umbau der Orgel erfolgte 1853-1855 durch den Weißenfelser Orgelbauer Friedrich Ladegast

In der Fürstengruft ist mit 35 sehr aufwendig verzierten Zinnsärgen und zwei Holzsärgen seit 1654 das Erbbegräbnis der wettinischen Nebenlinie Sachsen-Merseburg untergebracht.

Das mehrfach umgestaltete Kaptitelhaus beherbergt heute die Bibliothek und das Archiv des Domstiftes sowie eine Ausstellung des Domschatzes.

In der Schatzkammer am Kreuzgang des Merseburger Domes sind neben kostbaren Handschriften, wie die prachtvoll ausgemalte Merseburger Bibel des 13. Jahrhunderts, ein romanischer Tragaltar, ein Elfenbeinkästchen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und Altarretabel zu sehen. Auch die mumifizierte Hand des 1080 gefallenen Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden ist ausgestellt. 

Unterhalb der Schatzkammer kann man eine Nachbildung der berühmte Merseburger Zaubersprüche bewundern. Im Jahre 1841 entdeckte der Historiker Georg Waitz in der Merseburger Domstiftsbibliothek in einer liturgischen Sammelhandschrift die beiden Zaubersprüche. Die Sprüche geben magische Beschwörungsformeln aus vorchristlicher Zeit wieder und halten damit heidnisch-germanisches Brauchtum fest.


Öffnungszeiten Merseburger Dom:

April bis Oktober

Montag bis Samstag: 9.00–18.00 Uhr
Sonntag, kirchl. Feiertag: 11.00–18.00 Uhr

November bis März

Montag bis Samstag: 10.00–16.00 Uhr
Sonntag, kirchl. Feiertag: 12.00–16.00 Uhr


Fazit: Aus meiner Sicht ist Merseburg auf jeden Fall eine Reise wert. Auch wenn das Zentrum sichtbar von der Zerstörung im 2. Weltkrieg gezeichnet ist, lohnt sich ein Besuch des Schlossareals, des Domes sowie der Region rund um den Schlosspark und die Saale.

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Schafe

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