Hedersleben

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Ort Hedersleben

Hedersleben ist eine Gemeinde im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt und gehört der Verbandsgemeinde Vorharz an. Rund 15 km entfernt liegt die schöne Stadt Quedlinburg. Die erste Erwähnung findet sich 879 in einer Urkunde Kaiser Ottos II. Die Silbe „leben“ bedeutet Hinterlassenschaft. Der Ort ist zunächst Bestandteil des Thüringerreiches, danach sächsisches Gebiet und um 800 endgültig fränkisch. Zwischen 750 und 780 wurde durch Karl den Großen das Christentum eingeführt.

Am 25. Juni 1811 brach eine große Flut über den Ort herein und der Schlamm der Felder ergoß sich in das Dorf. 1882 wurde im alten Zollhaus der erste Kindergarten errichtet. Von 1902 bis 1910 installierte man das erste elektrischen Lichtnetz in Hedersleben.

Die Gemeinde Hedersleben liegt am Fluss Selke unmittelbar vor der Mündung in die Bode. Am Zusammenfluss von Selke und Bode beginnt die Bode-Selke-Aue. Das Gemeindegebiet wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt.

Auf dem Ortsfriedhof befinden sich Grabstätten für sieben unbekannte KZ-Häftlinge, die im April 1945 auf einem Todesmarsch vom KZ Langenstein-Zwieberge, einem Außenlager des KZ Buchenwald, ermordet und begraben wurden.

In Hedersleben gibt es einen sehr schönen Hofladen, den ich jedem ans Herz legen kann, der sich in dieser Region aufhält. Für Kinder und welche, die es geblieben sind, lädt ein Gehege mit Schafen und Ziegen zum Schauen, Streicheln und Verweilen ein.

Leider war in der ganzen Zeit meines Aufenthaltes kein Zugang zum Garten und des Inneren der evangelischen Kirche St. Trinitatis möglich, aber diese geschlossenen Kirchen erlebe ich immer häufiger auf meinen Reisen.

Kloster Hedersleben

Im Rahmen meiner Zusatzausbildung weilte ich für mehrere Tage im Kloster St. Maria und Gertrud, auch schlicht als Kloster Hedersleben bezeichnet. Ich war von Anfang an überwältigt von diesem magisch schönen Kraftort.

1253 wurde durch Albert und Ludwig von Hakeborn das Zisterzienserinnenkloster gestiftet und nach 9 Jahren Bauzeit durch 12 Nonnen bezogen. Die Gründungsäbtissin Gertrud von Hakeborn (1241-1291) war die jüngste Schwester der Stifter. Das Kloster wurde auf die Heilige Gertrud von Nivelles (626-695) geweiht.

1547 wurde der Ort Hedersleben reformiert, doch das Kloster blieb katholisch. Die Klosterkirche wurde ab 1566 von beiden Konfessionen simultan genutzt. Eine Blütezeit erlebte das Kloster zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Es wurde das Haupthaus um den Westflügel, um das Torhaus und viele weitere Gebäude erweitert und die Bestandsbauten im barocken Stil angepasst. Die heute erhaltenen zweigeschossigen Klausurgebäude wurden 1705 und 1773 errichtet. Sie sind um einen quadratischen Innenhof angelegt. Die Fassaden sind entsprechend den Ordensregeln schlicht gehalten. Sie sind jeweils zwölfachsig ausgeführt und präsentieren sich zum Garten hin bruchsteinsichtig. 

Als Eingang zum Klostergelände fungiert ein 1780 errichtetes Torhaus, durch das eine rundbogig überspannte Durchfahrt führt. Dominant ist ein großer Taubenturm, der 1994 grundlegend rekonstruiert wurde. Er wurde ursprünglich nach französischem Vorbild gebaut und diente zur Zucht und Haltung von Brieftauben.

Ab 1717 nach Bau der evangelischen Kirche St. Trinitatis konnte die Klosterkirche St. Gertrud wieder allein genutzt werden. Der deutlich ältere Kirchturm der Klosterkirche befindet sich westlich des Schiffs und stammt aus der Spätromanik. Er schließt unmittelbar am Klausurgebäude an und war wohl ursprünglich schon Teil einer Dorfkirche, die dem Kloster bei seiner Gründung zugeordnet wurde. Auch die Klosterkirche habe ich leider während meines Aufenthaltes nicht besichtigen können, denn sie war geschlossen und die Kirchenvertretung telefonisch nicht erreichbar.

1810 wurde das Kloster nach 557 Jahren säkularisiert und 1811 inklusive 600 Hektar Land durch Johann Matthias III. Heyne erworben. Die Klosterkirche war allerdings nicht Bestandteil des Kaufvertrages. Heyne führte die Fruchtwechselwirtschaft ein und modernisierte die Landwirtschaft. 1843 wurde das Kloster in Ober- und Unterkloster geteilt. Die Söhne Karl und Friedrich Heyne waren die Erben. In den Jahren 1854/55 starben die letzten beiden Zisterzienserinnen des Klosters vor Ort.

1944 fiel eine Bombe auf Gut Hedersleben und zerstörte große Teile der Wirtschaftsgebäude und Teile des Haupthauses. 8 Menschen wurden verletzt, 96 Schweine und 100 Schafe getötet. 1945 folgte die bedingungslose Zwangsenteignung und Vertreibung der Nachkommen Heynes. Das Land wurde aufgeteilt und das Kloster fungierte als Unterkunft für Flüchtlinge aus den Ostgebieten. 1951 zog in das Haupthaus die polytechnische Oberschule mit bis zu 1000 Schülern ein und verblieb dort bis 1977. Danach waren große Teile der Anlage durch Leerstand dem Verfall preisgegeben.

Im Interesse einer Erhaltung und Nutzung der Klosteranlage gründete man schließlich den Verein Internationales Zentrum für Innovation, Qualifizierung und Gewerbeförderung e. V. , der nach erfolgter Übertragung in kommunales Eigentum durch die Treuhandanstalt mit der Gemeinde einen 30-jährigen Pachtvertrag abschloss. In der Folge überführte man durch den Verein die Klosteranlage wieder in einen nutzbaren Zustand. Im Hauptgebäude entstand ein Seminar- und Veranstaltungszentrum.

2014 gelang es den Nachkommen der Familie Heyne in 7. Generation, das Kloster zurück zu erwerben. Seitdem finden vor allem Gruppen- und Individualreisende hier eine behagliche Unterkunft in wunderschöner ländlicher Umgebung. Die Obstwiesen werden als Weidefläche, Bienengarten und für die Obsternte genutzt. Die Klosterküche bietet leckere Speisen und Getränke aus regionalen Produkten an. Es werden kulturelle Angebote gemacht und Räume für Feierlichkeiten gestellt. Im Kloster befindet sich auch eine Außenstelle des Standesamtes der Verbandsgemeinde Vorharz.

Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.

Anfrage und Reservierung

info@kloster-hedersleben.de
Tel. +49 (0)39481 890 32

Kloster Hedersleben
Klosterstr. 1 / 06458 Hedersleben

Zum Stöbern

Schafe

Kommentare

Eine Antwort zu „Hedersleben“

  1. Avatar von Hannelore
    Hannelore

    Hallo Lotta,
    da hat doch die Fortbildung sicherlich Spaß gemacht.
    Heute sind ja ganz andere Lebensumstände als zur damaligen Zeit.
    Gut das die Familie es wieder „flott“ machen konnte.
    Viele Grüße
    Hannelore

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