Spurensuche in Freiberg

Veröffentlicht am

Kategorien:

, ,

Die sächsische Universitätsstadt Freiberg ist meine zweite Heimat. Meine Mutter wurde in den letzten Kriegsjahren in Freiberg geboren. Als Kind war ich unzählige Male zu Besuch in dieser Stadt und habe ganz wunderbare Ferien bei meinen Großeltern verbracht. Im Juli war ich mit meinem Mann wieder einmal auf familiärer Spurensuche in dieser Herzenstadt, bin durch Gassen, über Friedhöfe und Parks gelaufen.

Der gesamte historische Stadtkern der Silberstadt steht unter Denkmalschutz. Bis 1969 war die Stadt rund 800 Jahre vom Bergbau und der Hüttenindustrie geprägt. Mein Urgroßvater ist noch in die Fundgrube eingefahren und mein Großvater liebte die Bergmannsparaden.

1168 sollen Fuhrleute bei ihrer Reise in Richtung Prag auf dem zerfurchten Weg ein Stück Silbererz gefunden haben. Der Fund führte schnell zur Gründung einer bergmännischen Siedlung. Die Nachricht, dass hier der „Berg frey“ sei, führte schließlich zum Ursprung der späteren Bergstadt Freiberg. Nach dem letzten Stadtbrand im Jahre 1484 wurde eine noch heute zu großen Teilen erhaltene, vor allem von spätgotischen und renaissancezeitlichen Bauwerken geprägte Altstadt errichtet. 

Die Glück-Auf-Buchhandlung am Obermarkt besteht schon seit ich denken kann. Die Schwägerin meines Großvaters war dort bereits angestellt und versorgte uns in DDR Zeiten mit „Unter-dem-Ladentisch-Ware“. Die Buchhandlung ist untergebracht in einem ehemaligen Patrizierhaus der vermögenden Freiberger Familie Alnpeck. Es handelt sich um ein charakteristisches spätgotisches Gebäude mit Vorhangbogenfenstern im ersten Obergeschoss, Eckerker und wertvoller Substanz im Innern und war bis 1556 Ort der Freiberger Münze. Andreas Alnpeck war der letzte Freiberger Münzmeister, welcher Großsilbermünzen prägte.

Die Geschichte des Schloss Freudenstein ist eng mit dem Hause der Wettiner verbunden. Das Schloss besteht heute als eine vierflügelige Anlage mit Langes HausNeues HausKirchenflügelGroßer Turm und Schmales Haus. 1762 wurde die Inneneinrichtung des Schlosses im Rahmen des Siebenjährigen Krieges vollständig zerstört. Mit der Besitzübernahme durch den Militärfiskus im Jahre 1784 begann ein großer Umbau des Schlosses zum Magazin. Die Renaissancefenster wurden durch kleinformatige Speicherfenster ersetzt. Seit dem 20. Oktober 2008 ist im Langen Haus die Dauerausstellung „terra mineralia“, eine private Schweizer Mineraliensammlung, untergebracht.

Mit dem Bau der Freiberger Stadtmauer wurde bereits um 1200 begonnen. Die Stadtbefestigung ist ständig ausgebaut worden. Im späten Mittelalter gehörten die Stadtmauer, der Zwinger, die Zwingermauer, der Stadtgraben und die äußere Futtermauer dazu. Es gab zweitweise 39 Mauertürme. Im 19. Jahrhundert sind alle fünf Stadttore und große Abschnitte der Stadtmauer abgebrochen worden.

Alte Elisabeth Fundgrube

Wenn man als Kind in einer Bergbaustadt seine Ferien verbringt, dann erwacht schnell die Liebe zu glitzernden Steinen und Mineralien. Oft bin ich nach dem Besuch des Donatsfriedhofes mit meinem Opa noch zur Halde der Elisabeth-Grube gelaufen, um schöne Steine zu finden.

Die „Alte Elisabeth“ in Freiberg gehört zur Himmelfahrt Fundgrube und ist ein ehemaliges Silberbergwerk in Sachsen. Durch eine Erwähnung im älteste Bergbelehungsbuch des Freiberger Bergamtes für die Jahre 1511-1520 ist heute bekannt, daß die Grube bereits im Jahr 1511 existierte. Im Jahr 1913 wurden alle staatlichen Bergwerke im Freiberger Revier infolge eines drastischen Silberpreisverfalls stillgelegt. Im Jahr 1919 übernahm die TU Bergakademie Freiberg die Über- und Untertageanlagen und nutzt seitdem diese für die praktische Ausbildung von Studenten. 

Führungen durch die Gebäude der alten Anlage sind nach Voranmeldung an bestimmten Tagen möglich.

Donatsfriedhof und Jakobikirche

Der Donatsfriedhof ist mir aus Kindertagen wohlbekannt. In den regenärmeren Sommermonaten bin ich fast täglich mit meinem Großvater zum Friedhof gelaufen, um die Gräber der Angehörigen zu wässern. Der Donatsfriedhof wurde Anfang des 16. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauer als Pestfriedhof angelegt. An seinem Rand befindet sich die Jakobikirche. Der Friedhof wurde seit 1506 oder 1521 nach Plänen des Stadtarztes und späteren Bürgermeisters von Freiberg Ulrich Rülein von Calw genutzt, ist aber vermutlich noch deutlich älter. Er gehörte zur 1225 erstmals erwähnten hölzernen Donatskirche. Der Friedhof umfasst etwa 2600 Grabstellen, darunter etwa 150 historische, meist aus Sandstein bestehende Grabmäler. 

Wir hatten das Glück, dass nach einem Gottesdienst die Jakobikirche neben dem Donatsfriedhof zu besichtigen war. Ich hatte sie bisher noch nie von innen gesehen. Die evangelische Jakobikirche ist eine neugotische Kirche. Altar, Taufstein und die Orgel von Gottfried Silbermann stammen aus einer Vorgängerkirche. Diese wurde 1887 baufällig. Der Neubau wurde dann als dreischiffige Hallenkirche etwas außerhalb der Stadtmauer errichtet. Die Sandsteinkanzel ist ein Werk von Andreas Lorentz aus dem Jahr 1564. Der Taufstein mit wohlgeformten Renaissanceornamenten wurde von Hans Walther II im Jahr 1555 geschaffen. Die Silbermannorgel stammt aus dem Jahr 1717. Sie wurde 1892 in die neuerbaute Jakobikirche umgesetzt, wobei eine Erweiterung und Umarbeitungen durch Friedrich Ladegast erfolgten.

Weitere Blogbeiträge über Freiberg finden sich hier:

Zum Stöbern

Schafe

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert