Der widerspenstige Sachse…

…und seine ganz eigene Sicht auf die Welt…

Ja, ich gebe zu, mit dem Sachsen hat man es zuweilen nicht leicht…ist er doch manchmal “die Dickköpfigkeit [in Person] eines östlichen Bundeslandes unter bloggenden Zeitgenossen”…im Speziellen, wenn er sich so seine ganz eigenen Gedanken über den Brexit macht…

Nein, die Sachsen sind ganz gewiss nicht einfach, immer wieder haben sie ihren ganz eigenen Kopf. Dass allerdings Dickköpfigkeit und eigenes Denken durchaus hilfreich sein können, haben nicht zuletzt die friedlichen Montagsdemonstrationen 1989 auf dem Augustusplatz in Leipzig gezeigt.

Wenn ich so in den letzten Monaten die Zeitungen und Nachrichten durchschaue, dann kommt mir immer wieder der Ausspruch von Tucholsky in den Sinn…

“Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht.”

Kurt Tucholsky

Die Europäische Union

Der Gedanke hinter der Institution “Europäische Union” ist eine feine Sache, ich denke, kaum einer würde das bestreiten. Doch eine Idee kann noch so gut sein, entscheidend ist am Ende ihre Ausführung.

Wenn ich an die EU denke, dann kommt mir immer ein wenig eine Großfamilie mit vielen Kindern in den Sinn. Ich selbst habe drei Kinder und wäre niemals auf den Gedanken gekommen, sie alle völlig gleich zu behandeln. Sie sind kein Klon von mir, sondern Individuen mit ganz persönlichen Wünschen, Vorlieben und Eigenheiten. Mit jedem Kind gehe ich also ganz verschieden um, je nachdem, was gerade besonders wichtig für sein Großwerden und Gedeihen ist. Natürlich braucht eine Gemeinschaft auch allgemeingültige Regeln, sonst funktioniert sie nicht. Aber diese Regeln waren bei uns nie in Stein gemeißelt und durften gemeinsam verhandelt werden (und das nicht im stillen Kämmerlein), denn schließlich entwickelt sich der Einzelne in der Gemeinschaft auch weiter…und zwar nicht nur die Kinder…;-).

So ein ähnliches Vorgehen würde ich mir auch für die Europäische Union wünschen. Kein Mitgliedsland kann ernsthaft Interesse haben an einem zu Tode reguliertem, völlig aufgebauschten System und an Entscheidungen im “stillen Kämmerlein”, weil man dem gemeinen Volk nicht zutraut, die Zusammenhänge zu durchschauen. Ein schönes Beispiel dafür sind CETA und TTIP. Bei so viel Geheimnistuerei darf dann schon die Frage erlaubt sein, wovor man denn eigentlich Angst hat, wenn Einzelheiten bekannt würden und was denn vertuscht werden soll…

Jedes einzelne Land der EU hat seine ganz persönliche Geschichte, seine Eigenheiten, seine Traditionen und Gebräuche. Aus meiner Sicht ist es keinesfalls nötig, zur Stärkung der Gemeinschaft Gleichmacherei zu betreiben. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine EU nur dann langfristig eine Chance haben kann, wenn man den einzelnen Ländern ihre Individualität lässt.

Fahne

Wenn man mit Kritik nicht umgehen kann

Wenn man an einer Sache Kritik äußert, dann bedeutet dies nicht automatisch, dass man die Sache grundsätzlich in Frage stellt. Wenn man damals das DDR-Regime kritisierte, konnte es einem jedoch leicht passieren, dass man dafür hinter Gitter kam und damit mundtot gemacht worden ist. Ich denke, immer wenn so mit Kritik umgegangen wird, dann besteht eine tiefe Angst, Macht und Herrschaft über den anderen zu verlieren. Ist die Spitze der EU kritikfähig? Diese Frage darf sich gern jeder selbst beantworten…Und wenn man dann schon mal beim Denken ist, kann man sich auch gleich noch die Frage stellen, wessen Interessen die Elite der EU denn jetzt eigentlich genau vertritt…

Nein, den Brexit habe ich mir im Grunde meines Herzens natürlich nicht gewünscht, aber wenn ich mir anschaue, wie in der Presse und der EU mit dem Umstand, dass eine knappe Mehrheit der Briten sich für den Brexit ausgesprochen hat, umgegangen wird, dann war dieser Warnschuss wohl überfällig. Doch wird der Schuss wirklich gehört…? Lieber schimpft man auf den störrischen Briten (Angel-SACHSEN), als eigene Fehler einzugestehen.


Der widerspenstige Sachse denkt gern mal pragmatisch, wirkt zuweilen etwas dümmlich und wird gern unterschätzt. Ich finde, da hat er wohl mit den Briten etwas gemeinsam…;-).

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11 comments
  1. Ich bin ja nun zufällig Sachse, auch wenn ich mich damit jetzt nicht so identifiziere, weil ich mich eigentlich mit gar nichts identifiziere, weil ich einmalig bin 😉
    Für mich gibt es grundlegende Dinge, die ich nicht mag. Das betrifft meine kleine Familie genau wie meine Stadt, mein Land, Europa oder die Welt:
    • Denkverbote und Maulkörbe
    • Menschen die so tun, als hätten sie die Weisheit mit Löffeln gefressen
    • Überlaute Argumentationen, egal aus welcher politischen Richtung
    • Aufgeplusterte Apparate mit Selbstbedienungsmentalität
    • Falsche Versprechungen
    • Sinnlose Geldverschwendung, besonders wenn es das Geld anderer ist
    • Verdrehung oder Verschweigen von Tatsachen
    • Penetrante Einmischungen in meine Privatsphäre
    • Überregulierung, weil man mir meine Eigenverantwortung abspricht

    Und Understatement ist mir tausendmal lieber als mehr Schein als sein.

    Ich empfinde mich als leidenschaftlichen Europäer, weil ich die Menschen achte, die Geschichte, die Bräuche, die Lebensmittel, die Landschaften, die Architektur liebe – eben gerade die Vielfalt, mit der Institution EU hat das weniger zu tun.

    Schönen Tag und liebe Grüße

  2. Liebe Lotta, dem Satz: ” Ich bin der festen Überzeugung, dass eine EU nur dann langfristig eine Chance haben kann, wenn man den einzelnen Ländern ihre Individualität lässt.” kann ich nur vehement zustimmen.
    Im Prinzip fühle ich mich eher als Europäerin als denn Deutsche (nee, keine Spur von Nationalstolz). Aber wenn ich mir so manche Richtlinien (geplante oder bestehende) der EU anschaue, bekomme ich Schreikrämpfe, weil sie mir vorkommen, als wären die EU-Behörden nur verlängerter Arm der Industrie.
    Liebe Grüße
    Andrea (von Geburt her Westfale, die ja auch eher als dickköpfig verschrieen sind)

    1. Genauso sehe ich das auch, liebe Andrea, ich kann überzeugte Europäerin sein und trotzdem das Individuelle mögen…das schließt sich doch nicht aus. Ich genieße es derzeit, durch die dänischen Lebensmittelläden zu streifen und genau das mal auszuprobieren, was ganz anders ist als bei uns…Ich fände es sehr schade, wenn man da keine regionalen Unterschiede mehr bemerken würde…;-). Und ja…genau diesen verlängerten Arm der Industrie befürchte ich auch…Danke für deinen Kommentar! Liebe Grüße.

      1. … Und wenn ich ein Gläschen italienischen Wein trinke, möchte ich den genau so, wie er vor Ort schon seit Jahrhunderten gemacht wird. Ich bin mir sicher, dafür braucht es keine EU-Norm …

  3. haha, und “den” Sachsen gibt’s genauso wenig, alles Individualisten, jedenfalls würde ich die vielen Sachsen, die ich kenne, nicht unter “die Sachsen” versammeln können. Mich als überzeugte Europäerin zu fühlen hat mit der Institution EU gar nichts zu tun, ebensowenig wie der deutsche Staat mit meinen deutschen Wurzeln. Hier hat es gerade endlich 20 Minuten heftig geregnet, war so bitter nötig… Lieben Gruß Ghislana

  4. Das Wichtigste ist, dass jeder seine Meinung offen kundtun darf, egal, ob sie der eigenen entspricht oder nicht. Meine ist gar nicht immer so festgefügt, dass ich nicht vernünftigen Argumenten zugänglich wäre. Da tut es gut, Unterschiedliches zu hören und zu lesen und darüber nachzudenken.

    Leider beobachte ich in letzter Zeit immer öfter, dass man bei bestimmten Worten oder Sätzen *zack* in eine Schublade gesteckt wird, z.B. die des Rassisten. 🙁

    Es ist wichtig, immer im Gespräch zu bleiben.

    LG, Ingrid

    1. Im Gespräch bleiben…das ist so wichtig…und akzeptieren, dass man eine Sache nun mal aus verschiedener Perspektive betrachten kann…und sich darüber nicht immer einig sein muss…Respekt vor der anderen Meinung, dann geht das “im Gespräch bleiben” wie von selbst…Lieben Dank für deinen Kommentar!

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