Im Jahr der Pandemie …
Das Jahr 2020 ist nur schwer in Worte zu fassen. Und gerade deshalb bin ich froh über die einzelnen Monatscollagen, zeigen sie doch, dass es im Jahr 2020 doch deutlich mehr glückliche Momente gab, als ich noch in Erinnerung habe.
Hinweis: Auf die einzelnen Monatscollagen gelangt man, wenn man auf den Monatsnamen klickt.
Januar
Wir brauchen neue Grenzwerte der geistigen Umweltverschmutzung.
Helmut Glassl
Im Januar war noch nicht wirklich zu erahnen, was uns im Jahr 2020 erwarten wird. Zwar gab es erste Meldungen über ein neuartiges Virus in China, doch in Deutschland beherrschte das Klima die Debatten. Die Tagesschau schoß dabei den Vogel ab, in dem sie eine „CO2-freie Welt“ zur Kernfrage erklärte.
Februar
Im öffentlichen Leben treten viele auf mit einem Gemisch von Bescheidenheit und Keckheit: keck in ihrer Haltung, bescheiden in ihren Leistungen.
OTTO WEISS
Im Februar verlebte ich mit meinem Lebensgefährten sehr schöne Stunden in der Lieblingsstadt Hamburg. Erste Frühblüher kündigten den nahenden Frühling an.
Ebenfalls im Februar wählten Christdemokraten, die jahrzehntelang ein Bollwerk gegen den Sozialismus und Kommunismus waren, in Thüringen mit Bodo Ramelow einen Mann zum Regierungschef, der sich in der Vergangenheit freundlich über den „Genossen Stalin“ äußerte und die Opfer des SED-Regimes verhöhnte. Im Vorfeld entschied man sich, die demokratische Wahl eines Ministerpräsidenten der Mitte (FDP) als ungültig zu betrachten. So geht heutzutage offensichtlich „Demokratie“. Wer Frau Merkels politische Kinderstube kennt, muss sich darüber nicht wundern.
März
Gerade in schwierigen Zeiten gilt es, nicht weniger, sondern mehr Demokratie zu praktizieren.
RITA SÜSSMUTH
Im März fiel ein geplanter Urlaub der Corona-Pandemie zum Opfer. Das Coronavirus machte mir zu dieser Zeit bereits keine Angst mehr. Ich hatte viele Artikel dazu gelesen und Zusammenhänge verstanden. Panik und Angst sind selten gute Ratgeber und so manche Maßnahme birgt Gefahr, alles nur schlimmer zu machen.
Schon im ersten Lockdown wurde offensichtlich, die verordneten Zwangsmaßnahmen nützen vor allem multinationalen Großkonzernen. So steigerten Onlinegeschäfte zulasten regionaler Anbieter noch weiter ihren Umsatz. Der Effekt des Rückganges der Coronainfizierten-Zahlen wäre auch ohne Herunterfahren des öffentlichen Lebens eingetreten. Coronaviren haben im Herbst und Winter Hochsaison und machen im Frühjahr und Sommer Platz für andere Viren.
April
Nackte Menschen fühlen Wahrheiten intensiver.
RAYMOND WALDEN
Im Monat April verlebte ich trotz Lockdown ein wundervolles und fröhlich ausgelassenes Osterfest mit der Familie. Zum Glück bietet Leipzig mit seinem Stadtwald ausreichend Möglichkeiten, trotz Ausgangsbegrenzungen sich in Natur und Wald zu bewegen.
Doch auch in diesem Monat suchte man offene Diskussionen und die Zusammenarbeit von medizinischen und wissenschaftlichen Experten vergebens. Man erlangte zunehmend den Eindruck, dass die verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vor allem alternativlos und durch nicht-medizinisches Personal der Regierung von Bund und Ländern getroffen wurden.
Mai
Ich finde die Leichtigkeit nicht, mit der die anderen den Irrsinn des Alltags verdrängen.
STEFAN ROGAL
Im Mai wurden endlich die Corona-Maßnahmen gelockert und mein Lebensgefährte und ich konnten ein paar erholsame Tage an der Nordsee und in der wunderschönen Stadt Hamburg verleben. Wir waren täglich rund 15-20 km zu Fuß unterwegs. Das hilft durchaus, den Irrsinn des politischen und gesellschaftlichen Alltags für Momente hinter sich zu lassen.
Juni
Wandel beginnt im Kopf und setzt sich in den Füßen fort.
ULRICH WIEGAND-LASTER
An den Monat Juni habe ich irgendwie nur lückenhafte Erinnerungen. Gefühlt war ich ständig beschäftigt. U. a. war ich zusammen mit meinem Lebensgefährten auf der Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt, denn das Umfeld unseres Zuhauses hatte sich in der Corona-Zeit lärmtechnisch massiv verändert. Wenn Clubs geschlossen und die Kultur heruntergefahren wird, suchen sich junge Leute andere Alternativen.
In Deutschland zeigte sich wieder mal, dass Inkompetenz und Korruption die Politik bestimmen. Ein dreistelliger Millionenbetrag wurde unter Ursula von der Leyen im Verteidigungsministerium für Berater ausgegeben. Ein Untersuchungsausschuss bescheinigt nun das „faktische Komplettversagen“ des Verteidigungsministeriums im Umgang mit Beratung und Unterstützung. Vermutlich wurde deshalb Frau von der Leyen auch nach Brüssel befördert, dort kennt man sich aus mit Korruption und Geldverschwendung.
Juli
Gewissensfragen sind nur sinnvoll bei Leuten, die ein Gewissen haben.
KURT WOLFGANG RINGEL
Im Juli sind mein Lebensgefährte und ich bei der Wohnungssuche fündig geworden und zurück in meine alte Heimat in eine sehr charmante Wohnung mit Balkon gezogen. So ein Umzug kostet immer viel Kraft und Nerven, aber es hat sich gelohnt. Zwischendurch habe ich eine kurze Auszeit genommen und bin mit meiner jüngsten Tochter nach Berlin und Potsdam zur Verwandtschaft gereist. Wir hatten fröhliche und entspannte Tage.
Das gesellschaftliche und politische Geschehen verfolgte ich im Monat Juli nur am Rande. Doch der Irrsinn ging auch ohne meine Aufmerksamkeit unvermindert weiter.
August
Die Meinungsvielfalt der Bürger reduziert sich zunehmend in eine Meinungseinfalt der Presse.
HELMUT GLASS
Der Monat August war vor allem geprägt durch meinen Beruf und die Folgen, die ein Umzug so mit sich bringt. Aufgrund der Corona-Beschränkungen muss man heutzutage für so manches einen längeren Atem mitbringen. So darf man z. B. bei Behörden nicht mehr spontan vorbeischauen oder Lieferfristen verlängern sich.
Der Umzug führte aber dank kürzer Wege auch dazu, dass wir plötzlich viel mehr Zeit mit Freunden verbrachten.
Im August stellte ich mir immer öfter die Frage, wohin wir uns als Gesellschaft gerade in der Coronakrise entwickeln. Wieviel ehrlichen Diskurs lassen wir noch zu? Welche Konsequenzen muss der Einzelne befürchten, der eine abweichende Einstellung zum Mainstream hat? Warum können wir es als Gesellschaft nicht mehr aushalten, dass es zu einer Fragestellung unterschiedliche Meinungen und Lösungsansätze gibt?
September
Bei den Dummen in dieser Welt kann einer ohne Kopf in neuen Kleidern sein Geschäft machen. Auf diese Weise sind schon viele so weit in die Höhe gekommen, bis sie endlich neben ihresgleichen saßen.
AUGUST PAULY
Im September hatte ich Urlaub und war recht viel unterwegs. So fand zum Beispiel wieder unser jährliches Seminargruppentreffen statt, dieses Mal in Radebeul. Bei bestem Spätsommerwetter trafen wir uns zum Verkosten leckerer Weinproben und hatten viel Spaß dabei.
Aber auch die Lieblingsstadt Hamburg stand wieder auf dem Plan. Sie ist für mich ein bisschen wie zur zweiten Heimat geworden. Ich fühle mich in der Elbstadt pudelwohl.
Sehr erfüllend waren für mich im September auch die geplanten und zufälligen Begegnungen mit Menschen, mit denen man sich über Gott und die Welt noch ehrlich und auf Augenhöhe austauschen kann. So verlebte ich z. B. einen spontanen und zauberhaften Vormittag bei der Keramikkünstlerin Sybille Abel-Kremer und lernte bei einer Fototour durch Blankenese die sympathischen Betreiber der Blankeneser „Atlaspraxis“ kennen.
Oktober
Angst verhindert nicht den Tod, sie verhindert das Leben.
VERFASSER UNBEKANNT
Der Monat Oktober fing sehr optimistisch an. Am Tag der Deutschen Einheit verlebte ich mit meinem Lebensgefährten einen ganz wunderbaren sonnigen Herbsttag auf dem Schloß Püchau und im Schlosspark Machern. Außerdem freute ich mich zusammen mit meinen Kindern über berufliche Erfolge und wohnliche Veränderungen. So gründet mein Sohn mit seiner Freundin einen eigenen Hausstand.
Dann kam die Quaratäne. Im früheren Seuchenschutzgesetz war es noch üblich, infektiöse Erkrankte zu isolieren. Heutzutage testen wir zum einen gesunde Menschen, zum anderen stecken wir jeden in die Isolation, der in irgendeiner Form Kontakt mit einem Infizierten hatte oder auch nur der Verdacht auf Kontakt besteht. Dafür braucht es nicht mal einen positiven PCR-Test.
Laut UNO sind durch Lockdowns 1.6 Milliarden Menschen vom akuten Verlust ihrer Lebensgrundlagen sowie 150 Millionen Kinder von akuter Armut bedroht. Arbeitslosigkeit, Konkurse und psychologische Probleme haben weltweit Höchstwerte erreicht (Quelle: Swiss Policy Research).
November
Satire zu schreiben, ist heute das Wagnis, mit der Realität zu konkurrieren.
ROLF MOHR
Der November war erneut geprägt von Einschränkungen durch staatliche Corona-Maßnahmen. Wer ein wenig medizinischen Einblick in die Virologie hat, den dürfte es nicht verwundert haben, dass trotz Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht im Herbst die Zahl der Infizierten steigt.
Der 18.11.2020 war für die Demokratie in Deutschland ein rabenschwarzer Tag. An nur einem Tag (Novum!) wurde ein neues Gesetz zum Infektionsschutz durch das Parlament gejagt. Kritiker dieses Gesetzentwurfes beschimpfte man, grenzte sie aus und denunzierte sie. Auf Demonstrationen ging man mit Wasserwerfern vor.
Immer wieder musste ich im November an den Ausspruch der Schriftstellerin Monika Maron denken: „Heute können alle wissen, wer sie in der DDR gewesen wären.“ Ich habe den Eindruck, es gäbe heutzutage deutlich mehr Mitläufer des DDR Systems als 1989. Und allen voran diejenigen, die nach der Wende auf Ostdeutschland herablassend oder desinteressiert geschaut haben.
Dezember
Wenn uns bewußt wird, daß die Zeit, die wir uns für einen anderen Menschen nehmen, das Kostbarste ist, was wir schenken können, haben wir den Sinn der Weihnacht verstanden.
ROSWITHA BLOCH
Im Dezember habe ich ganz bewusst persönliche Kontakte vor allem im offline gepflegt. Ich habe jede einzelne Minute des Zusammenseins mit Freunden und Familie genossen, vermutlich weil sie in der heutigen Zeit so kostbar sind.
Der Dezember hat mir vor allem gezeigt, dass gerade in Krisenzeiten Familien wieder enger zusammenrücken, Streitigkeiten beenden und sich auf das Wesentliche konzentrieren können.
Im letzten Monat des Jahres ist ein Kapitel meines Lebens zu Ende gegangen, welches mir über lange Strecken Erfüllung und Freude gebracht hat. Im letzten Drittel aber hat die Kraft und Liebe nicht mehr gereicht, um es fortzuführen. Das ist schmerzlich, aber auch Scheitern gehört zu Leben.
In Krisenzeiten lernt man viel über sich selbst. Im Idealfall lernt man, mit sich und der Vergangenheit Frieden zu schließen. Ich glaube, mir ist das ganz gut gelungen.
Ausblick
Auf das neue Jahr blicke ich mit gemischten Gefühlen. Gerade beruflich könnte es kompliziert werden, denn ich war noch nie bestechlich. Möglicherweise stehen sich behördliche Maßgaben und persönliches Empfinden von Ethik und Moral zwiespältig gegenüber. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich damit umgehen werde.
Doch wer den Kopf in den Sand steckt, hat von vornherein verloren. Ich habe schon viele Höhen und Tiefen im Leben hinter mir, bin hingefallen und wieder aufgestanden. Ich ahne, was da alles gesellschaftlich, politisch und vor allem finanziell auf uns zukommen könnte, vielleicht ist man aber dann dafür auch besser gewappnet. Und ich bin vielleicht soweit im Laufe meines Lebens mit meiner Weisheit gekommen, dass man nicht alle Dinge ändern, aber für sich persönlich immer einen Weg finden kann, das Beste daraus zu machen.
Zukunft beginnt nicht am Horizont. Zukunft beginnt vor deinen Füßen.
Torsten MaroldWeitere interessante Artikel:
Kommt gesund und gut ins neue Jahr!
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